Content:

Mittwoch
18.04.2018

Medien / Publizistik

Dicke Post für Leuthard, Matter & Marchand

Dicke Post für Leuthard, Matter & Marchand

Mehr als 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung Information des Radio-Studios haben eine Petition gegen die Verlegung des SRF-Radio-Standortes von Bern nach Zürich unterschrieben. Laut Recherchen von Mark Baer für den Klein Report wurde das Protestschreiben von praktisch allen Mitarbeitenden unterzeichnet.

Im brisanten Dokument fordern die Radio-Journalistinnen und Journalisten, das technische Personal von TPC und die SRF-Auslandkorrespondentinnen und -korrespondenten, dass der Prozess der SRG-Führung ausgesetzt wird und dass die Abteilung Information von Radio SRF vollständig in Bern erhalten bleiben soll. Die Radio-Mitarbeitenden sind überzeugt, dass mit der Verlegung nach Zürich die Eigenständigkeit der reichweitenstarken und glaubwürdigen SRF-Radiosendungen bedroht wäre.

Die Petition, die neben dem Kader nur von ganz wenigen Mitarbeitern nicht unterschrieben wurde, ging am Montag an den Direktor Radio und Fernsehen Ruedi Matter, den SRG-Generaldirektor Gilles Marchand, den gesamten SRG-Verwaltungsrat sowie an die Medienministerin Doris Leuthard.

In der Petition werden nach Recherchen des Klein Reports von den Radio-Leuten diverse Fragen an die SRG- und SRF-Spitze gestellt. Das Personal verlangt konkrete Details zu den möglichen Kosteneinsparungen, die eine Züglete des Radiostudios von Bern nach Zürich-Oerlikon bringen würde. «Wir wollen wissen, ob der Umzug nach Leutschenbach nicht zuletzt eine Zusammenlegung mit dem Fernsehen und Online zum Ziel hat», so eine Journalistin, die zusammen mit vielen Kolleginnen und Kollegen die Unterschriften für die Petition gesammelt hat.

Auch andere vom Klein Report befragte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fürchten sich vor der sogenannten Vollkonvergenz. «Das Kräfteverhältnis ist so, dass bei einer Zusammenlegung von Radio und Fernsehen das Bildmedium sicher den Ton angeben würde», sagt eine bekannte Radiostimme, die anonym bleiben möchte. «Wir befürchten, dass wir unsere Eigenständigkeit verlieren würden und zwar zu Lasten der Medienvielfalt», so die beunruhigte Stimme weiter. Bei den bisherigen Konvergenzprojekten hat SRF die Abteilungen Information von Radio und TV bisher immer getrennt gehalten, um die Medienvielfalt eben zu bewahren.

In Bern produzieren die etwa 200 Personen Sendungen wie «Rendez-vous», «Heute Morgen», «Echo der Zeit», «Tagesgespräch», «International», «Trend», «Info3», die «Nachrichten», «Samstagsrundschau» und «Einfach Politik». Auch das Info-Radio SRF 4 News sendet aus dem Radiostudio Bern. «Die SRG-Führung hat immer wieder versprochen, bei der Information nicht zu sparen. Jetzt tut sie es trotzdem via Standort», so ein enttäuschter Radio-Mann. Die betroffenen SRF- und TPC-Mitarbeitenden fordern deshalb, dass der SRG-Verwaltungsrat, die SRG-Generaldirektion und die Geschäftsleitung von SRF nicht nur finanzielle Überlegungen machen, sondern auch föderalistische und medienpolitische Argumente gewichten.

Die Unruhe im Radio-Studio Bern ist einen Monat nach dem deutlichen Nein zur No-Billag-Initiative zurzeit gross. Mit dem Umzug nach Zürich würde es automatisch zu Änderungskündigungen kommen. In den Verträgen heisst es jetzt nämlich noch, dass der Arbeitsplatz in Bern ist. Und offenbar gibt es viele Mitarbeitende, die aufgrund ihres Wohnortes bei einer Zusammenlegung der Radio- und TV-Redaktionen von sich aus kündigen werden. Viele können es sich nämlich nicht vorstellen täglich mehrere Stunden durch die halbe Schweiz zu pendeln. Der Klein Report weiss, dass zwei Mitarbeitende angesichts des drohenden Umzugs von Bern in die Zwingli-Stadt sich bereits jetzt überlegen, Radio SRF zu verlassen.

Mit der Petition will das Radio-Personal klar machen, dass ein Umzug der Abteilung Information nach Zürich keine Option ist und man in der Bundeshauptstadt für die Beibehaltung des Standorts Bern auch kämpfen will. «Mit diesem Brief zeigen wir unseren Widerstand und hoffen, dass die SRG-Spitze ihre Pläne nun nicht umsetzen wird», so eine der Mitunterzeichnenden.

Die Radio-Mitarbeitenden kämpfen auch online: Auf der Website www.proradiostudio.be und via Twitter unter @ProStudioBern bezieungsweise dem Hashtag #ProRadioStudioBern.