Der Anwalt Thomas Borchert, gespielt vom Basler Christian Kohlund, der mit seinem grauen Bart wie ein verwirrter Seebär auf Landgang aussieht, musste sich kurzfristig von Frankfurt in die Schweiz absetzen, weil ihn die Behörden jenseits der Grenze beschuldigen, Millionen veruntreut zu haben und am Tode eines Kompagnons die Mitschuld zu tragen. Sein bisheriger Arbeitgeber, der Fonsonic-Konzern, hat ihn wegen des Bestechungsskandals in Südamerika fristlos entlassen.
Dass der Gestrandete aber auch eine menschliche Seite hat, beweist er auf dem Gemüsemarkt auf dem Zürcher Lindenhof, wo er beherzt einer Asiatin zur Hilfe eilt, die einen Laib Brot gestohlen hat. Er hat die Rechnung aber ohne die Schweizer Gründlichkeit gemacht. Die Frau wird von den Polizisten wie eine Schwerverbrecherin abgeführt und er will ihr wenigstens als Anwalt zur Seite stehen.
Doch seine Anwaltszulassung in der Schweiz ist abgelaufen. Sein alter Freund Reto Zanger (Peter Hunger-Bühler) empfiehlt ihm eine junge Kollegin - gespielt von Katrin Bauerfeind -, die sich um den Fall kümmern soll. Der alte Freund spielt aber ein falsches Spiel, wie viele vermeintliche Freunde aus der Vergangenheit, wie Borchert nach und nach feststellt. Wem kann er trauen? Und von wem hält er sich besser fern?
Ähnlich ergeht es auch der inhaftierten Asiatin, die die Entführung ihres eigenen Sohnes organisiert hat, um wieder mit ihm zusammen zu sein. Er lebt seit einigen Jahren bei reichen Schweizer Adoptiveltern. Natürlich liebt der Adoptivvater seinen Sohn nicht und natürlich meldet sich bei der Adoptivmutter letztlich doch noch ihr Herz und trägt dazu bei, dass die Asiatin beweisen kann, dass Daniel ihr leiblicher Sohn ist.
Diese Tränendrüsen-drückende Mutter-Kind-Geschichte braucht es in «Der Zürich-Krimi - Borcherts Fall» nicht. Spannender wäre es gewesen, schon im ersten Teil des Wirtschaftskrimis zu wissen, warum Borchert in seinem silberfarbenen US-Wohnwagen der Kultmarke Airstream im Garten der Villa seiner Eltern am Zürichberg nächtelang Zahlenkolonnen studiert. Doch das soll anscheinend als Cliffhanger fungieren.
«Der Zürich-Krimi» spielt zwar in der nasskalten, wenig einladenden Metropole an der Limmat. Doch Schweizer sucht man in der Besetzung fast vergebens. Neben Christian Kohlund spielen mit Peter Hunger-Bühler und Regula Grauwiller noch zwei Alibi-Schweizer Schauspieler mit. Der Rest der Crew besteht aber vor allem aus deutschen Schauspielern. Das Drehbuch stammt ebenfalls von einer Deutschen und Regie führte ein Österreicher.
Kein Wunder hat der «Der Zürich-Krimi» auch deshalb von den meisten nationalen Medien wenig Vorschusslorbeeren bekommen. Wer aber doch noch wissen will, was es mit den langen Zahlenkolonnen auf sich hat und ob Borchert tatsächlich der verlogene Drecksack ist, für den ihn die Witwe seines verstorbenen Kompagnons hält oder ob auch er am Ende nur ein Spielball der Wirtschaftsmächtigen ist, muss am nächsten Donnerstag wieder einschalten. Dann folgt «Borcherts Abrechnung» um 20.15 Uhr wieder auf der ARD.