Content:

Donnerstag
08.10.2020

Medien / Publizistik

Berlin hat ein neues Wahrzeichen: das neue Zentrum von Axel Springer, nach Plänen von Rem Koolhaas...

Berlin hat ein neues Wahrzeichen: das neue Zentrum von Axel Springer, nach Plänen von Rem Koolhaas...

Es könnte ein Monument der Hoffnung sein, dass die erzwungenen Zeiten mit Homeoffice wieder einmal Geschichte werden. Am 6. Oktober ist in Berlin mit viel Prominenz das neue Hauptquartier von Axel Springer eingeweiht worden.

Vier Jahre Bauzeit benötigte der Glaspalast nach Plänen des holländischen Architekten Rem Koolhaas. Interessanterweise hat dieser seine Karriere auch einmal als Journalist bei der «Haagse Post» begonnen, bevor er in London Architektur studierte und fortan weltweit Karriere machte.

In Berlin wird die grosse Halle seines Axel- Springer-Neubaus jetzt als einer der grossartigsten neueren Innenräume Berlins gefeiert. Superschlanke Pfeiler tragen 45 Meter hoch das Dach, weit hängen Terrassen und Balkongänge über den Köpfen. Alles ist hell, weit und licht.

Dabei wird der Blick auch auf die vielfach geknickten Riesenfenster gezogen, hinter denen der goldene Bau des ersten Verlagshauses von Axel Springer schimmert. Nur die schmale Zimmerstrasse, die einst vom Mauerstreifen überdeckt war, trennt die beiden Häuser.

Unter der Prominenz, die Corona-konform zur Hausräuke gekommen war, betonte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Rede die Bedeutung des freien Qualitätsjournalismus gerade im Digitalzeitalter.

Verlagschef Mathias Döpfner interpretierte den von ihm initiierten und bis ins Toilettenpapierhalter-Detail mit Rem Koolhaas abgesprochenen Bau als ein Versprechen einer neuen, alle technischen Möglichkeiten zugleich nutzenden Medienzukunft.

Der Riesenbau hat 52‘000 Quadratmeter Nutzfläche. Das bietet Platz für 3'500 Mitarbeitende. Nach innen ist der Bau «die Architektur gewordene Aufforderung zu ständiger Flexibilität und Neuorientierung der Mitarbeiter und das umfassende Versprechen, Technik könne alle Probleme lösen», schreibt der Architektur-Kritiker der «Berliner Zeitung».

Verlagschef Döpfner konstatierte, das feste Büro sei passé. Man kommuniziere nun in Arbeitszellen oder Konferenzzimmern, Lounges oder in der neuen Rem-Bar auf dem begrünten Dach, vor allem aber in der Halle.

Hier darf noch einmal die «Berliner Zeitung» bemüht werden, die trotz aller Edelarchitektur zu fragen wagte: Aber wie steht es mit Raum für leises Überlegen, angesichts all dieser Offenheit.