Im Mai hätte die Generalversammlung des Vereins investigativ.ch stattfinden sollen. Wie vieles musste auch diese GV auf den 30. Oktober verschoben werden. Dafür können jetzt auch Vorschläge für den Preis «Goldener Bremsklotz» verlängert bis zum 20. September eingereicht werden.
Es wird ein «Corona-Bremsklotz» werden, denn: «Recherchieren in Corona-Zeiten kann richtig harzig sein. Vor allem, wenn noch geblockt, vertuscht, verhindert wird», schreibt investigativ.ch in einer Mitteilung.
Wer hat also die Pandemie dazu genutzt, den Informationsfluss zu Journalistinnen und Journalisten zu blockieren?
Seit fünf Jahren bereits zeichnet das Recherchenetzwerk die grössten Informationsverhinderer mit diesem Schmähpreis aus.
2019 ging der «Goldene Bremsklotz» an den Industriellen Jørgen Bodum. Er hatte die Journalistin Jana Avanzini wegen Hausfriedensbruch verzeigt, weil sie sich mit eigenen Augen in seiner besetzten Villa ein Bild über den Zustand des Hauses machen wollte.
Für investigativ.ch machte die Journalistin damit genau das, was Journalisten tun sollen: «Die Öffentlichkeit mit relevanten Informationen aus erster Hand versorgen.»
2018 galt die zweifelhafte Ehre dem Walliser SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor. Dieser wollte alle Strafbefehle und Einstellungsverfügungen vom Öffentlichkeitsprinzip ausnehmen. Damit wäre praktisch die ganze Strafjustiz der öffentlichen Kontrolle entzogen worden.
Dem Vorstand von investigativ.ch ist es wichtig, mit dem «Bremsklotz» Recherchehindernisse und ihre Folgen aufzuzeigen. Zwei der fünf bisherigen Preisträger haben ihren Bremsklotz an der Generalversammlung von investigativ.ch persönlich entgegengenommen und sich den kritischen Fragen gestellt. «Genau das will das Recherche-Netzwerk mit dem Preis erreichen: Informationsverhinderung zum Gegenstand der Debatte machen», steht als Credo auf der Webseite des Vereins.
Mit investigativ.ch haben sich im Jahr 2010 Journalistinnen und Journalisten zusammengeschlossen, die sich über Recherchen, Recherchetechniken und Recherchehindernisse offen austauschen wollen. Der Verein ist Teil eines weltweiten Netzwerkes von Non-Profit-Organisationen, die sich für investigative Recherche einsetzen. Die Dachorganisation ist das Global Investigative Journalism Network.
In der Schweiz ist investigativ.ch mit oeffentlichkeitsgesetz.ch, Lobbywatch, Reporter-Forum Schweiz sowie Junge Journalisten vernetzt.