Russland will zur Aufbesserung seines Images einen eigenen englischsprachigen Nachrichtensender für Zuschauer in Amerika, Europa und Asien gründen.
Der staatsfinanzierte Kanal Russia Today soll noch vor Ende Jahr auf Sendung gehen. Das sagte die designierte Chefredaktorin Margarita Simonjan am Dienstag in Moskau. «Russland wird häufig anders dargestellt, als es eigentlich ist», begründete die 25-Jährige das Projekt. «Wir wollen keine Nachrichten aus Russland machen, sondern internationale Nachrichten mit einer russischen Sicht darauf.»
Moskauer Medienexperten warnten, ein reiner Propagandasender des Kremls werde westliche Zuschauer verprellen. Die russische Presse machte als Ideengeber für das Projekt den Sprecher von Präsident Wladimir Putin, Alexej Gromow, und den früheren Presseminister Michail Lessin aus. Die Anschubfinanzierung von etwa 37,5 Millionen Franken für Russia Today bis Ende 2005 werde aus Haushaltsmitteln kommen.
Angesichts ausländischer Kritik am Tschetschenien-Krieg, an Rückschritten der Demokratie und der Zerschlagung des Ölkonzerns Jukos hatte Putin seine Beamten mehrfach aufgefordert, für ein positiveres Image Russlands zu sorgen.
«Der Kanal wird unabhängig arbeiten», beteuerte Michail Seslawinski, stellvertretender Leiter der Medienaufsichtsbehörde. Das russische Image sei nicht unverdient schlecht, meinte der Politologe Georgi Satarow. Es nütze nichts, dem Ausland weismachen zu wollen, dass es in Russland keine Korruption gebe. «Man muss die Korruption in Russland bekämpfen und zurückdrängen.»
Unter Putin unterliegen die landesweiten russischen Fernsehkanäle einer strengen Aufsicht. Letzte Woche kaufte der staatlich kontrollierte Konzern Gasprom-Media die heute liberale Zeitung «Iswestija», die früher das Regierungsorgan war.
Beobachter vermuten, dass damit vor der Präsidentenwahl 2008 das kritisch eingestellte Publikum beeinflusst werden soll.