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Freitag
21.08.2020

Vermarktung

Chief Commercial Officer Jonas Eliassen: «Unsere Kommunikation funktioniert jetzt vollständig unabhängig vom Standort unserer Kunden und Mitarbeiter...»

Chief Commercial Officer Jonas Eliassen: «Unsere Kommunikation funktioniert jetzt vollständig unabhängig vom Standort unserer Kunden und Mitarbeiter...»

Wie sieht es bei der Mediaagentur Dentsu Aegis Network Schweiz nach der ersten Corona-Welle aus?

Der Klein Report hat sich mit Chief Commercial Officer Jonas Eliassen über Kurzarbeit, kurzfristig verändertes Nutzerverhalten und den Mediamix sowie über den Ausblick bis Ende Jahr unterhalten.

Der Lockdown ist weitgehend gelockert worden. Hat der Courant normal bei Dentsu wieder Einzug gehalten?
Jonas Eliassen: «Unser Arbeitsalltag hat sich vor allem hinsichtlich der Kommunikation verändert. Den Courant normal, wie wir ihn vor dem Lockdown hatten, gibt es nicht mehr. Nennen wir es den nouveau Courant normal, der Einzug gehalten hat. An den inhaltlichen Abläufen unserer Arbeit hat sich ja während des Lockdowns nicht viel geändert. Wohl aber daran, wie, wann und wie oft wir miteinander kommunizieren. Unsere Kommunikation funktioniert jetzt vollständig unabhängig vom Standort unserer Kunden und Mitarbeiter. Diese Umstellung war geplant, wurde aber durch den Lockdown wesentlich beschleunigt.»

Wie hat sich der Media-Mix durch die Pandemie und den Lockdown verändert? Oder ist alles beim Alten geblieben?
Jonas Eliassen: «Der hat sich entsprechend dem Mediaverhalten der Zielgruppen unserer Kunden verändert, wo dies sinnvoll und möglich war. Konkret bedeutet das, dass im zweiten Quartal dieses Jahres klare prozentuale Zunahmen innerhalb des Mediamixes zugunsten der digitalen Medien zu verzeichnen waren. Dabei handelt es sich aber nicht um eine reale Veränderung, weil diese vor allem dadurch zustande kam, dass viele Kampagnen oder -Bestandteile gar nicht umgesetzt oder situativ verändert wurden.»

Wie hat sich die Auftragslage bei Dentsu durch den Lockdown entwickelt? Und wie ist die Auftragslage derzeit?
Jonas Eliassen: «Die war während dem Lockdown naturgemäss unter den davor formulierten Erwartungen und hat sich inzwischen wieder etwas stabilisiert.»

Was sind Ihre Erwartungen für die zweite Jahreshälfte?
Jonas Eliassen: «Wir erwarten ein starkes zweites Semester, aber keine vollständige Kompensation der Einbussen, die wir in den ersten sechs Monaten dieses Jahres in Kauf nehmen mussten.»

Sorgen Sie sich vor einer «zweiten Welle»? Was wären Ihre  Befürchtungen, wenn der Lockdown nochmals hochgefahren werden würde?
Jonas Eliassen: «Der Effekt wäre wieder derselbe: Ausbleibende Investitionen, Verschiebungen im Mediamix, Einbussen bei den Einnahmen.»

Hat Dentsu Aegis Network Schweiz auf Kurzarbeit zurückgegriffen? Seit wann und bis wann noch?
Jonas Eliassen: «Wir nutzen das Instrument der Kurzarbeit wo möglich und sinnvoll, um anderen personellen Massnahmen vorzubeugen. Abhängig vom effektiven Geschäftsgang im zweiten Halbjahr werden voraussichtlich alle Mitarbeiter bis Ende des Jahres sukzessive wieder vollbeschäftigt.»

Wie viele Leute sind davon betroffen?
Jonas Eliassen: «Aktuell betrifft die Kurzarbeit ca. 50 Prozent unserer Mitarbeiter.»

Sind die Zielgruppen-Profile durch das veränderte Alltagsleben zu revidieren, wie dies kürzlich eine Umfrage von Accelerom nahegelegt hat? Wo sehen sie möglicherweise konkreten Revisionsbedarf?
Jonas Eliassen: «Die Menschen, an die sich die Kommunikation unserer Kunden richtet, entscheiden darüber, ob Kampagnen erfolgreich sind oder nicht. Das Erfassen und Verstehen ihrer Bedürfnisse und ihres Verhaltens ist unabdingbar für unsere Arbeit. Dieses Verständnis ständig zu überprüfen und an veränderte Gegebenheiten anzupassen war, ist und bleibt das Kernelement von Kommunikationsarbeit. Unser Alltagsleben befand sich auch schon vor Covid-19 im stetigen Wandel, und daran wird sich auch nichts ändern. Der aktuelle Effekt ist nur einer von vielen, der in die Betrachtung dieser stetigen Veränderung miteinbezogen werden muss.»

Laut den aktuellen Zahlen von Mediapulse hat das Medium Radio im ersten Semester 2020 mit 78 Prozent der Bevölkerung 3 Prozent weniger erreicht als 2019. TV erreichte mit 68 Prozent 1 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zeitungen und Onlineportale meldeten allerorten Klick-Rekorde. Wie beurteilen Sie als Media-Agentur diese Nutzungstrends?
Jonas Eliassen: «Als kurzfristig, situationsbedingt und abhängig vom akuten und spezifischen Informationsbedarf der Nutzer. Die mittel- und langfristigen Trends der Mediennutzung werden dadurch kaum beeinflusst, die Veränderung des Nutzungsverhaltens aber wohl weiter beschleunigt.»