Ein trauriger Jahrestag: Am 14. Februar wird Deniz Yücel seit einem Jahr ohne Anklageschrift von der türkischen Justiz festgehalten.
Nachdem sich der deutsch-türkische Journalist in ein Polizeipräsidium in Istanbul begeben hatte, um sich Fragen der Ermittler zu stellen, ordnete am 27. Februar 2017 ein Haftrichter Untersuchungshaft für Yücel an. Dem Journalisten wird Terrorpropaganda und Aufwiegelung der Bevölkerung vorgeworfen.
Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert die türkische Justiz erneut auf, Yücel sofort freizulassen. «Die Bundesregierung muss trotz des diplomatischen Tauwetters zwischen Berlin und Ankara den Druck auf die türkische Regierung aufrechterhalten», forderte die Journalistenorganisation am Montag. «Die fast ein Jahr anhaltende politische Geiselhaft von Deniz Yücel ist unerträglich. Dass immer noch keine Anklageschrift vorliegt und die türkische Justiz an den haltlosen Anschuldigungen festhält, ist eine Schande für die Türkei», sagt Geschäftsführer Christian Mihr.
Gemäss ROG war der Korrespondent der Zeitung «Die Welt», für die er seit Mai 2015 als Türkei-Korrespondent arbeitete, vor seiner Festnahme im Zusammenhang mit seinen Berichten über eine Hacker-Attacke auf ein E-Mail-Konto des türkischen Energieministers gesucht worden. «Ebenso wie viele andere Journalisten internationaler Medien hatte er über den Inhalt der auf Wikileaks öffentlich zugänglichen E-Mails berichtet, in denen es unter anderem um die Kontrolle türkischer Medienkonzerne und die Beeinflussung der Öffentlichkeit durch fingierte Nutzer im Kurznachrichtendienst Twitter ging.»
Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den Journalisten nach der Entscheidung des Haftrichters öffentlich vorverurteilt. Erdogan bezeichnete Deniz Yücel als «PKK-Vertreter» und «deutschen Agent». Mitte April 2017 hat der türkische Präsident eine Auslieferung Yücels an Deutschland mit den Worten «Auf keinen Fall, solange ich in diesem Amt bin niemals» ausgeschlossen.