Auf der Redaktion der Satirezeitschrift «Nebelspalter» herrscht Aufbruchstimmung. Der optische und inhaltliche Relaunch von 2005 sorgt für steigende Abonnentenzahlen.
Doch das älteste Satireblatt der Welt schreibt noch rote Zahlen. Die Frontseite der Nebelspalter-Ausgabe vom Juli verbindet das Messerstecher-Wahlplakat der SVP mit dem «Eindringen» der Deutschen in die Schweiz. Das neuste Heft sei einem soziopolitischen Thema gewidmet, das unter den Nägeln brenne und eine Persiflage auf ein bekanntes Propagandabild, sagt Marco Ratschiller, Chefredaktor des «Nebelspalters».
Der 31-jährige Ratschiller kam 2005 mit dem Auftrag zum «Nebelspalter», einen Relaunch einzuleiten. Im gleichen Jahr feierte das Heft seinen 130. Geburtstag und suchte nach Wegen aus der Krise. Ratschiller wollte das Heft zum Magazin machen, zur «Zeitschrift für den Salontisch», wie er sagt.
Parallel zum Relaunch hat Ratschiller junge, illustre Autoren gefunden und viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Das Redaktionsbudget durfte nicht steigen. Zu den neuen Autoren gehören Simon Enzler, Andreas Thiel - Thiel zeichnet auch Cartoons - und Gion Mathias Cavelty.
Nur eines hat sich bis anhin nicht geändert: Man produziert nach wie vor in den roten Zahlen. Wie gross die Summe in Zahlen ist, darüber wollte der Verlag am Montag keine Angaben machen.
In einer Studie wurde errechnet, dass rund 285 000 Leser den Nebelspalter lesen. Aber nur ein Bruchteil davon, nämlich etwas mehr als 13 000, gehören zu den Abonnenten.
Rund 1'300 Neuabonnenten sind seit April 2005 hinzugekommen. Das ist eine gute, aber noch zu kleine Zahl für den Turnaround. Noch 1'000 mehr und man schriebe in der thurgauischen Exklave Horn wieder schwarze Zahlen. Verleger Thomas Engeli zeigt sich geduldig. Erst in vier Jahren sollte der «Nebelspalter» wieder schwarze Zahlen schreiben.