Daniel Ryser kehrt nach drei Jahren zur «Wochenzeitung» (WOZ) zurück. Er werde das «Magazin» in den nächsten zwei Monaten verlassen, gab Ryser dem Klein Report bekannt.
Für seine jetzige Position findet Ryser lobende Worte. «Meine Stelle war sehr privilegiert. Ich hatte eine gute Zeit», meinte er. «Ich flog drei Jahre lang auf Spesen um die Welt und schrieb Reportagen über Politiker und Schriftsteller, in der Armut versinkende Weltmetropolen und Opiumtee.»
Dem Verlag Tamedia stellt er allerdings weniger gute Noten aus. «Wenn man da oben im Flugzeug sitzt, hat man auch sehr viel Zeit zum Nachdenken», so Ryser. «Zum Beispiel darüber, was es für die eigene langfristige Perspektive und auch jene der Kolleginnen und Kollegen bedeutet, wenn man fast im Monatstakt über neue anstehende Sparmassnahmen informiert wird.»
Die Sparvorhaben hätten in seinem Berufsumfeld eine gewisse Unsicherheit und Lethargie geschaffen. «Drei der besten Leute beim `Tages-Anzeiger` sind letztes Jahr gegangen, andere Kollegen arbeiten an Alternativen, sagen: `Dumm ist, wer das nicht tut. In fünf Jahren sind wir sowieso weggespart.`»
Auch er selbst sei verunsichert worden und er fragt sich, was geschehen würde, wenn er «ins offene Sparmesser» liefe. «Was dann? Habe ich dann die Schnauze voll vom Journalismus und wechsle in die PR-Branche? Diesem Szenario wollte ich vorbeugen», meinte er.
Ryser will deshalb ein Studium in Angriff nehmen, das ihn als Journalist «an neue Orte führen könnte». Er hat sich für Osteuropastudien in Fribourg mit dem Schwerpunkt Russland entschieden, die er im September beginnen wird.
Aus diesem Grund reichte er auch die Kündigung beim «Magazin» ein. «Ich musste mich vom Spardruck befreien», sagte Ryser. Danach habe sich allerdings die Frage gestellt, wie er während des Studiums Geld verdienen würde.
Und da kommt wieder der Journalismus ins Spiel. Er habe zwar auch andere Stellen im Auge gehabt, meinte Daniel Ryser gegenüber dem Klein Report. Die WOZ sei aber klar die erste Wahl gewesen.
«Ich fand schon vor fünf Jahren, dass die WOZ eine der besten Zeitungen der Schweiz ist», so Daniel Ryser. «Und in den letzten fünf Jahren ist sie noch besser geworden. Wenn man wie ich eine Schlaufe gedreht hat, von der WOZ zum `Tagi-Magi` und zurück, erkennt man noch deutlicher die Qualitäten dieser Zeitung.»
Es gehe ihm nicht nur um das gedruckte Produkt, sondern eben auch um die Struktur des Betriebs. «Während an anderen Orten zwar nach wie vor Gewinne erzielt werden, neue Bauten hochgezogen oder andere Firmen hinzugekauft werden, wird trotzdem beim Personal gespart», sagte er. «Das schlägt auf die Stimmung, ob man es will oder nicht.»
Das genossenschaftliche Modell der «Wochenzeitung» hat für ihn an Reiz gewonnen. «Bei der WOZ fliessen die Gewinne zu den Mitarbeitern. In Zeiten des allgemeinen Stellenabbaus hat die WOZ in den letzten Jahren mehrmals die Löhne erhöht», meinte Ryser. «Das Signal ist doch klar: Hier hast du eine Zukunft.»
Ryser wird ein fixes Pensum in der Inlandredaktion erhalten, das mit seinem Studium kompatibel sein soll. «Ich werde in den nächsten Jahren sicher nicht unterbeschäftigt sein», sagte er.
Daniel Ryser (34) arbeitet seit 13 Jahren Vollzeit im Journalismus. Er war beim «St. Galler Tagblatt», der «Wochenzeitung», dem «Magazin» und schrieb drei Bücher für den Echtzeit Verlag und eines für Heyne.