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Mittwoch
07.12.2016

Medien / Publizistik

«Keinen Elfenbeinturm» (Bild: ETH Zürich)

«Keinen Elfenbeinturm» (Bild: ETH Zürich)

Die ETH Zürich gründet ein neues Zentrum für Medientechnologie samt eigener Professur. Ringier, Tamedia und die NZZ schiessen für die nächsten zehn Jahre 7,5 Millionen Franken ein. ETH-Präsident Lino Guzzella schwebt ein international ausstrahlender «Leuchtturm» vor, der die digitale Transformation der Medien unter die Lupe nehmen soll.

«Die Initiative will die Forschung in der Medientechnologie an der ETH Zürich verankern», konkretisierte Donald Tillman, Geschäftsführer der ETH Zürich Foundation, am Dienstag gegenüber dem Klein Report. «Ziel ist es, dass man nicht ins Silicon Valley gehen muss, um Ideen und Inputs zu bekommen. Wir wollen die datenbasierte Technologisierung für den Medienplatz Schweiz nutzbar machen.»

Konkrete Ansatzpunkte sieht Tillman zum Beispiel bei der künstlichen Intelligenz, der maschinellen Datenauswertung und generell bei der Beschaffung und Auswertung von Informationen.

Während Tamedia und Ringier als sogenannte «Hauptförderpartnerinnen» dabei sind und für die nächsten zehn Jahre je drei Millionen Franken einschiessen, ist die NZZ-Mediengruppe als «Förderpartnerin» mit 1,5 Millionen beteiligt. Das Geld fliesst an die ETH Zürich Foundation. Die total 7,5 Millionen Franken der drei Medienhäuser für die nächsten zehn Jahre sei für die ETH «eine grosse Summe Geld», meint Tillman. Es sei eine Förderung «mit viel Herzblut für die Medienlandschaft Schweiz».

Laut der am Dienstag von der ETH-Stiftung veröffentlichten Medienmitteilung werde mit den Partnern «intensiv zusammengearbeitet, um so unter anderem die drängendsten Forschungs- und Anwendungsfragen» auszusieben.

Darauf angesprochen, ob die beteiligten Medienhäuser mitentscheiden könnten, was geforscht werde, meint Tillman: «Nein. 'Wer zahlt, befiehlt’ gilt in diesem Fall nicht. Es findet ein gegenseitiger Austausch statt. Die Förderpartner können nicht bestimmen, was geforscht wird.»

Umgekehrt wolle man aber auch «keinen Elfenbeinturm» errichten: «Es soll ein Austausch zwischen Experten aus der Praxis und Forschenden, welche die Technologie kennen, stattfinden», so der Geschäftsführer der Stiftung. 

Die ETH suche immer noch nach weiteren Förder- und Bildungspartnern: «Das Projekt ist offen für alle. Wir suchen weitere Partner, um die Initiative zu stärken und zu bereichern und damit wir mehr Projekte und mehr Forschung machen können.»

Die Professur wird laut Tillman in den nächsten Wochen ausgeschrieben. Das Bewerbungsverfahren dauere rund zwölf bis 18 Monate. «Wir suchen weltweit eine Koryphäe in diesem Bereich.» Da die Saläre standardisiert sind, seien die Löhne für Kandidaten nicht entscheidend. Ausschlaggebend seien die Arbeits- und Forschungsbedingungen. 

Die neue Professur wird an das Departement für Informatik angegliedert. Data Science ist einer der strategischen Schwerpunkte der ETH, in den mit grosser Kelle investiert wird. Ab Herbst 2017 bietet die ETH zum Beispiel einen neuen Masterstudiengang in Data Science an. Die Medientechnologie-Initiative sei Teil dieser Stärkung der Data Science.

Was Tillman nicht sagt: Auch die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) hat nach Informationen der NZZ zugesagt, sich mit drei Millionen Franken am Projekt zu beteiligen. In der Mitteilung der ETH wurde das mit keinem Wort erwähnt.