Die hauchdünne Abwahl des Tessiner Ständerates und Präsident von KS Kommunikation Schweiz, Filippo Lombardi, ist noch nicht in Stein gemeisselt. Es besteht der Verdacht, dass zahlreiche Auslandschweizer die Wahlunterlagen zu spät zugeschickt bekommen haben.
Die Kantonsregierung in Bellinzona hat die Gemeinden angewiesen, alle Wahl-Couverts aufzubewahren, die erst nach dem Urnengang vom 17. November eintrafen, wie die Behörde gegenüber den Medien bekannt gab.
Damit reagierte die Tessiner Regierung auf eine Anfrage von Gianluca Padlina. Der Anwalt präsidiert die kantonale Anwaltskammer und sitzt in Mendrisio für die CVP im Stadtrat - der Partei, für die Philippo Lombardi die letzten 20 Jahre den Südkanton im Ständerat vertrat.
Zahlreiche Tessiner, die im Ausland leben, hätten sich bei ihm beschwert, sagte Gianluca Padlina gegenüber swissinfo.ch. Zwei in England lebende Schweizer zum Beispiel hätten die Wahlunterlagen für den zweiten Urnengang erst am 13. oder 14. November in ihrem Briefkasten gehabt.
Mit seinem Antrag wolle Padlina sicherstellen, dass die fraglichen Wahl-Couverts der Justiz zur Verfügung stünden, sollte der Fall tatsächlich nochmals aufgerollt werden. Zurzeit sammle er weitere Rückmeldungen von Auslandschweizern, um dann zu entscheiden, ob er beim Bundesgericht Berufung einlegt.
Philippo Lombardi selbst sagte dem News-Portal indessen, dass er nicht daran denke, seine Wahlniederlage juristisch anzufechten. Aber als Vizepräsident der Auslandschweizer-Organisation (ASO) sehe er in der Angelegenheit einen Beweis für einen Missstand, den er seit Langem anprangere: Für die Auslandschweizer sei das E-Voting unterlässlich.
Eine Nachzählung wäre brisant: Mit nur 45 Stimmen hatte Lombardi die Wiederwahl ins «Stöckli» verpasst, eine Nasenlänge voraus war ihm die Sozialdemokratin Marina Carobbio Guscetti.