Das Coronavirus sorgt in den Medien täglich für neue Schlagzeilen: Wer im Web bei «SRF News» Artikel mit dem Schlagwort «Coronavirus» sucht, findet alleine aus den letzten 29 Tagen ganze 61 Treffer - also im Schnitt zwei neue Beiträge pro Tag.
«Sprunghafter Anstieg der rätselhaften Coronavirus-Erkrankungen», «Kind in Neuenburg unter Quarantäne» oder «Lage spitzt sich ausserhalb Chinas zu», so lauten einige der vielen Titel bei «SRF News».
Im Netz ist deshalb zum Teil von Überdramatisierung oder gar Panikmache die Rede. Nun hat SRF-Chefredaktor Tristan Brenn erklärt, welche Informationen das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) über das Coronavirus publiziert - und welche nicht.
«Wir publizieren nur Inhalte von vertrauenswürdigen Quellen», sagte Brenn in einem Video von «SRF News». Als Beispiele nannte er «Spezialisten, Virologen und die Weltgesundheitsorganisation» sowie die SRF-Korrespondenten vor Ort in China.
Hingegen würden Inhalte, die gegen die publizistischen Leitlinien von SRF verstossen, nicht publiziert. «Wir zeigen zum Beispiel keine Personen, die am Coronavirus verstorben sind», sagte der SRF-Chefredaktor.
Allerdings publizierte «SRF News» entgegen dieser Aussage am 6. Februar die Meldung «Chinesischer Warner vor dem Corona-Virus gestorben» und bebilderte die Story mit dem Bild des Arztes Li Wenliang, «der als einer der ersten vor dem Virus gewarnt hatte». Er sei im Krankenhaus gestorben, in dem er gearbeitet hatte.
Weiter erklärte Tristan Brenn im Erklär-Video auf die Frage, ob durch die grosse Menge an Beiträgen nicht unnötig Panik geschürt werde: «Das ist tatsächlich eine Gratwanderung. Wir haben einerseits eine Informationspflicht bei diesem wichtigen Thema. Auf der anderen Seite müssen wir das Augenmass wahren.»
Letztendlich entscheide nicht die Menge, sondern die Qualität der Berichterstattung. Anspruch von SRF sei es, ein «differenziertes Bild» über das Coronavirus zu vermitteln, führte Tristan Brenn schliesslich aus.
Ein Leser von «SRF News» störte sich beispielsweise am Titel «Sprunghafter Anstieg der rätselhaften Coronavirus-Erkrankungen»: «Wenn SRF titelt, die Erkrankungen hätten sprunghaft zugenommen, obwohl gemäss Artikel wegen einer neuen Erfassungsmethode 'nur' die Zahl der erfassten Fälle dermassen zugenommen hat, was nichts über eine tatsächliche Zunahme aussagt, dann ist der Titel irreführend und kann Angst schüren.»
Die Redaktion von «SRF News» antwortete auf den Kommentar, der Einwand sei «gut» und werde berücksichtigt.