Die Aussenwerbung hat nach dem Corona-Crash schneller wieder Tritt gefasst als andere Werbekanäle, wie die neusten Marktzahlen nahelegen.
Der Klein Report hat die drei grösseren Aussenwerber APG, Neo Advertising und Clear Channel zu den Markttrends befragt. Im dritten Teil äussert sich Christoph Marty, CEO von Clear Channel.
Dass die Aussenwerbung im Sommer vergleichsweise gut abschneiden konnte, hat für Marty verschiedene Gründe. So konnte Out of Home von den in der Schweiz ausgegebenen Werbefranken deshalb besonders stark profitieren, weil die Schweizerinnen und Schweizer mehrheitlich in der Schweiz Ferien verbracht haben. Und diese eben vor allem draussen.
Dazu kommt, dass der faktische Hausarrest im Frühling den Wert der Aussenwerbung ins Bewusstsein gerufen hat: «Die Mobilität ‚Out of Home‘ nach dem Lockdown war und ist nicht mehr selbstverständlich, ein positiver psychologischer Effekt. Die Werbeindustrie wurde sich neu bewusst, wie viele Leute sie mit dem Plakat erreicht», sagte Christoph Marty weiter.
Spürbar sei zudem die Abstimmung Ende September. Mit fünf eidgenössischen Vorlagen werden derzeit mehr Kampagnen parallel geführt als üblich. «Und politische Kampagnen finden auf Plakaten statt.»
Und schliesslich gebe es «Kompensationen von Kampagnen, die jetzt ausgehängt werden, die im zweiten Quartal gebucht worden, aber nicht on Air gegangen sind».
Media Focus stützt sich bei seinen Markttrends auf «Brutto-brutto»-Zahlen, die mit Vorbehalt zu geniessen sind. Darauf angesprochen, wie sich die Marktlage in Netto-Zahlen bei Clear Channel als Einzelunternehmen reflektiert, nannte Christoph Marty «zwei Netto-Vergleichszahlen, da wir für die Schweiz keine Detailzahlen publizieren». Demnach verzeichnete der Vermarkter im zweiten Quartal «ein Minus von weit über 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr», im dritten Quartal resultiere «ein Plus gegenüber dem Vorjahr».
Die Kampagnen würden heute «noch kurzfristiger und flexibler gebucht», sagte der CEO zu den Veränderungen, die sich durch den Lockdown ergeben haben. «DOOH wird wichtiger, da jetzt in kürzester Zeit digitale Kampagnen schweizweit auf ein Massenmedium gebracht werden können.»
Der Aussenwerbemarkt sei dynamisch und erhole sich rasch, «jedoch aufgrund der zu erwartenden Rezession, die auch die Werbewirtschaft betrifft, mit getrübten Aussichten für 2021 – auch wenn OOH weiter Marktanteil gewinnen wird.»
Christoph Marty erwartet, dass «der Konkurrenzkampf intensiver werden wird, inter- und intramedial». Dabei werde digitale Aussenwerbung zulegen, «vor allem zu Lasten von TV und Print»: «Programmatische Buchungen auf DOOH erschliessen neue Werbekunden und Segmente.»