Der ehemalige Journalist Claude Weill hat in seinem neuen Buch ältere Menschen porträtiert, die zum Teil über Jahrzehnte Drogen wie LSD, MDMA oder Meskalin konsumierten.
Im Gespräch mit dem Klein Report erklärt der 1950 geborene Autor, wie es zum Buch «Elysium hin und zurück - Mit Psychedelika unterwegs in der zweiten Lebenshälfte» kam und erklärt, warum er für eine Entkriminalisierung und Regulierung gewisser Substanzen ist.
Drogen sind nicht nur bei Jungen ein Thema, auch Menschen im fortgeschrittenen Alter können regelmässig psychotrope Substanzen konsumieren. In seinem zweiten Buch nach «In Glücksmomenten bin ich weder jung noch alt» stellt Claude Weill neun «LSD-Veteraninnen und -Veteranen» im Alter zwischen 53 und 73 Jahren vor.
«Mich hat fasziniert, dass es in unserer Gesellschaft Menschen über 50 und älter gibt, die sich zum Teil seit mehreren Jahrzehnten von Psychedelika und Empathogenen wie MDMA begleiten und inspirieren lassen», sagt der Autor, der bis 2009 als freier Journalist und Redaktor für Schweizer Printmedien tätig war, darunter für die «Werbewoche», die «Bilanz« und «20 Minuten».
Für ihn sei spannend, dass Menschen in der zweiten Lebenshälfte «einen ganz anderen Umgang mit psychedelischen und empathogenen Substanzen» haben. Die meisten der neun Porträtierten hätten in ihren jungen Jahren gekifft und vielleicht auch mal LSD ausprobiert. Aber die Ergebnisse waren für die meisten «durchzogen bis enttäuschend», so Weill.
Die bereichernden Erfahrungen hätten sich erst eingestellt, als sie viele Jahre später erneut zu LSD und Co. griffen. «Diesmal aber bewusst und mit einer klaren Absicht nach Selbstheilung und spirituellen Einsichten. Dinge, die mit zunehmendem Alter wichtiger werden.»
Das Thema Psychedelika ist für Weill im Moment «brandheiss». Auf Nachfrage des Klein Reports erklärt er, was er damit meint: «Noch vor wenigen Jahren musste man Medienberichte mit der Lupe suchen, die eine wohlwollend-kritische Haltung zu Psychedelika einnahmen. Das hat sich massiv geändert.» Zusätzlich, so Weill, nähme die Schweiz in der Psychedelika-Forschung weltweit «einen Spitzenplatz ein».
Zur gesetzlichen Regelung von LSD oder MDMA hat der Autor eine klare Meinung: «Ich wäre für eine Entkriminalisierung und Regulierung von Psychedelika und Empathogenen im Sinne eines Reifemodells.» Wer den erforderlichen Respekt mitbringe, das nötige Grundlagenwissen über Set und Setting sowie die angemessene Dosierung und unter Anleitung erste Erfahrungen mit Psychedelika gemacht habe, der oder die soll in den Genuss eines «LSD-Führerscheins» analog zum Führerschein fürs Auto kommen.
Auch Claude Weill selber habe «langjährige Erfahrungen mit Psychedelika», sagte er, angesprochen auf seinen eigenen Konsum. Hingegen bekräftigte der Buchautor, dass er «keinerlei Erfahrungen mit Designerdrogen» gemacht habe und «auch nie welche konsumieren würde».
Das Buch «Elysium hin und zurück - Mit Psychedelika unterwegs in der zweiten Lebenshälfte» ist Mitte Januar bei der Edition Spuren erschienen.