Christoph Stuehn (38) ist neuer Direktor des Vereins Memoriav für die Erhaltung und Erschliessung des audiovisuellen Kulturgutes. Der Vorstand hat den Kulturökonomen an seiner Sitzung von Mitte Februar einstimmig gewählt, wie der Verein am Dienstag bekannt gab. Stuehn, der in den letzten fünf Jahren als Betriebsleiter und Mitglied der Geschäftsleitung beim Schweizer Nationalmuseum arbeitete und zuvor Vizedirektor am Schauspiel Zürich war, tritt seine neue Stelle Anfang Mai an. Die Stelle war seit vergangenem Herbst vakant.
«In unserer `technologisierten Informationsgesellschaft`, wo über einen Mausklick Texte, Bilder, Filme und Töne weltweit zu jeder Zeit verfügbar sind, gewinnen die audiovisuellen Medien auch weiterhin an Bedeutung», erklärte Christoph Stuehn auf die Frage, was ihn an der Aufgabe gereizt hat. «Audiovisuelle Kulturgüter visualisieren und emotionalisieren unsere Vergangenheit und ermöglichen den Nutzern bzw. dem Publikum einen sehr `niederschwelligen` Zugang zur Sozialgeschichte. Bereits in den Jahren im Nationalmuseum haben mich diese Kulturgüter besonders interessiert.»
Bei Memoriav gelte es nun, so Stuehn gegenüber dem Klein Report, die Arbeit der letzten Jahre konsequent weiterzuführen und - gemeinsam mit dem Vorstand und den Partnerorganisationen - neue Impluse zu setzen. Nachdem der Verein in den vergangenen Jahren vor allem im Bereich «Notrettungsmassnahmen» viel geleistet habe, wolle er die Vernetzung mit den involvierten Organisationen noch verstärken und dazu beitragen, dass das vorhande Know-how genutzt, geteilt und ausgebaut wird.
Auch will der studierte Wirtschaftswissenschaftler sich mit seinem Team dafür einsetzen, «dass die audiovisuellen Kulturgüter noch stärker der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden». Weiterhin eine grosse Herausforderung sei zudem die langfristige Sicherung digitaler Daten: «Dateiformate, Abhörgeräte und Abspielsoftware werden zu rasch obsolet. Schliesslich müssen wir einen Beitrag zu einer audiovisuellen Überlieferungsstrategie leisten», erklärte der designierte Direktor. Aufgrund der Datenmenge müssten «Sammler» dabei zunehmend zu «Kulturschaffenden» werden, «die nach bestimmten Kriterien bzw. einer Überlieferungsstrategie entscheiden, welche Güter für die Nachwelt erhalten bleiben sollen».
Er selbst arbeite mit grosser Freude im kulturellen Bereich: «In den Jahren am Nationalmuseum konnte ich mir nicht nur vertiefte Kenntnisse im Bereich Ausstellung und Vermittlung materieller und immaterieller Kulturgüter aneignen. Vielmehr habe ich gelernt, welch grosse Bedeutung die Sammlung, Sicherung und Zugänglichkeit unseres Kulturgutes für das Leben und die Identität für uns Menschen gestern, heute und in Zukunft hat», sagte Stuehn abschliessend.
Aufgabe des Vereins Memoriav ist die Erhaltung und Erschliessung des audiovisuellen Kulturgutes - Fotografien, Tonaufnahmen, Filme und Videoaufnahmen - der Schweiz. Gegründet 1995 von der Schweizerischen Nationalbibliothek, dem Schweizerischen Bundesarchiv, der Cinémathèque suisse, der Schweizer Nationalphonothek, der SRG sowie dem Bundesamt für Kommunikation (Bakom), wird der Verein durch Beiträge des Bundes und der SRG sowie über Mitgliederbeiträge und eigene Einnahmen finanziert.