Am Freitagabend feiert das Schweizer Flüchtlingsdrama «Marie-Louise» in durch den Verein Memoriav digital restaurierter Form seine SRF-Premiere. Für den Klein Report beschreibt der Innerschweizer Regisseur Erich Langjahr anhand seines Dokumentarfilms «Morgarten findet statt» aus dem Jahre 1977, wie so ein Remastering genau abläuft.
«Ich habe meinen Film auf Umkehrmaterial gedreht, einem der ersten lichtempfindlichen Filmmaterialien», erklärt Langjahr. «Von diesem Original wurden die 35mm-Kopien fürs Kino kopiert. Für die Digitalisierung greift man aufs Original zurück. Der Digitalisierungsvorgang ist derselbe wie bei einem Foto, das heisst der Scanner tastet das Bild ab. Beim Film gibt es 24 Bilder pro Sekunde, das ergibt beim Film `Morgarten findet statt` 138 240 Bilder, die abgetastet werden müssen.»
Im Unterschied zum früheren analogen Kopieren mittels Flüssigkeit ist das heutige Scannen ein trockener Vorgang. Dies hat zur Folge, dass der Rohscan verschmutzt und teilweise auch zerkratzt ist oder Laufspuren hat: «Spezialisten säubern Bild für Bild», meint Langjahr weiter. «Schliesslich muss auch die Farbgestaltung neu gemacht werden.»
Beim Ton ist der Aufwand gemäss Erich Langjahr ähnlich gross: «Die Kinokopien hatten in etwa die Tonqualität wie ein UKW Radio. Um den Ansprüchen heutiger Kinosäle zu genügen, muss die Mischung ab der Originalmischung neu überarbeitet werden. Zudem müssen die elektronischen Untertitelversionen neu gestaltet werden.»
Eine Digitalisierung kommt einer Restaurierung gleich und ist mit sehr viel Arbeit von Spezialisten und dem Einsatz von teuren Geräten verbunden. Dies ist nur möglich mit einer breiten finanziellen Unterstützung: «Memoriav alleine genügt nicht. Es haben sich ja auch drei Kantone und Stiftungen beteiligt», fährt Langjahr fort.
Memoriav ist ein Verein zur Erhaltung des audiovisuellen Kulturgutes. Ob ein Film von diesem Kulturgüterschutz des Bundes restauriert wird, entscheidet ein Gremium aufgrund eines ausführlichen Gesuches. Der Verein legt Wert darauf, dass keinerlei gestalterische Veränderungen am Film gemacht werden. Denn aus Sicht des Kulturgüterschutzes soll der Film in seiner Originalität erhalten bleiben. Der Dokumentarfilm «Morgarten findet statt» spielt momentan in restaurierter Fassung in diversen Schweizer Kinos.
