Das haben wir uns nach all den Jahren mit stummen Huschelis an der Seite von Nationalbankbossen ganz sicher nicht gewünscht: Dass die erste selbstbestimmte, eigenständig agierende Ehefrau eines Nationalbankdirektors, Kashya Hildebrand, nun plötzlich die Böse ist, der der Mann eigentlich den Hintern versohlen sollte, weil sie als Ökonomin und gelernte Bankerin Finanzgeschäfte tätigte und nun die Kohlen aus dem Feuer holen soll. «Meine Frau war es, nicht ich», erklärte Philipp Hildebrand am Donnerstagnachmittag an der Pressekonferenz in der Nationalbank.
«Meine Frau hat am 15. August um 13.20 Uhr den Auftrag per E-Mail an die Bank gegeben», erklärte Hildebrand eine umstrittene Dollar-Transaktion auf seinem Konto bei der Bank Sarasin. Sie habe das ohne sein Wissen gemacht. «Nachdem ich kurz darauf von der Transaktion erfahren habe, habe ich die Bank umgehend angewiesen, dass in Zukunft keine Währungsgeschäfte ohne meine Einwilligung getätigt werden dürfen», so der Nationalbankpräsident. «Dieses Bestätigungsmail von 07.36 Uhr existiert», sagte der Nationalbankpräsident, der ausgezeichnet vorbereitet, aber ohne PR-Spezialisten ins Feld gezogen ist.
Etwas ruhiger und zurückhaltend, ergänzte er, dass er relativ spät geheiratet habe und ... (Pause) «meine Frau ist eine starke Persönlichkeit», was zu freundlichem Lachen der Medienvertreter führte. «Ich bin mir bewusst, dass ich Fehler gemacht habe», so Hildebrand. «Ich bin mir bewusst, dass ich nicht entschlossen genug die Rückbuchung angegangen bin.» Er habe nicht gegen das Reglement der Nationalbank verstossen und er könne jeden Morgen ruhig in den Spiegel sehen. Davor, so hörte die Medienmeute, lese er mit Kashya als Erstes die «Financial Times».
Aber auch das haben wir uns nicht gewünscht: Eine Medienszene, wie sie sich am Donnerstag vor und in der Nationalbank präsentierte, weit über hundert Journalisten auf dem Weg zur Pressekonferenz in der eigentlich wegen Ferien noch geschlossenen Nationalbank am Zürcher Bürkliplatz. Das waren amerikanische Verhältnisse, eine Meute, die auf den Mann wartete, der ihr da zum Frass vorgeworfen würde - über ein Dutzend Fernsehkameras, ebenso viele Mikrofone und noch viel mehr Fotografen aus der Schweiz, aus Deutschland sowie ein paar internationale Medienvertreter.
Marianne Fassbind, die Wirtschaftsredaktorin des Schweizer Fernsehens, von Profis filmreif geschminkt, führte die Vertreter der elektronischen Medien an; «SonntagsZeitung»-Chefredaktor Martin Spieler stand Tele Züri Red und Antwort; Publizist Hannes Britschgi stellte die logische Frage nach der Moral, die eigentlich keines Reglements bedarf.
Aus der Chefredaktion des «Tages-Anzeigers» sass Res Strehle mit Rita Flubacher im Saal, von der Zeitung «Der Sonntag» Patrik Müller. Und natürlich, als heimlicher Star, hinten in Reihe zwölf, Roger Köppel, dessen «Weltwoche» in der Causa Hildebrand durch die Artikel von Urs Paul Engeler, der auch vor Ort war, eine ganz zentrale Rolle spielt, mit einem dicken Paket Akten unter dem Arm.
Köppel stellte vor laufenden Kameras nicht eine einzige Frage, doch nach Ende der Pressekonferenz war er es, auf den die Kollegen sich stürzten und der noch im Saal Frage um Frage beantworten musste.
Eine Frage bleibt und die Antwort auf sie kennen nur wenige: Hat wirklich Frau Hildebrand die Käufe getätigt und nicht Philipp Hildebrand? Lügt die «Weltwoche»? Hildebrand: «Mein Wort sollte Gewicht haben.» Ob es zu strafrechtlichen Auseinandersetzungen kommt, prüfe sein «persönlicher Anwalt Peter Nobel», wie der Bankier auf eine Frage eines welschen Kollegen auf Französisch sagte.
Weshalb seine Frau, heute eine als international tätige Kunsthändlerin etablierte Galeristin, die selbst über mehrere eigene Konten verfügt, vom Familienkonto Dollar-Käufe in Höhe von einer halben Million tätigte, bleibt schleierhaft - eine absolute Powerfrau ist sie allemal.