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Montag
07.09.2009

Die aus der vor 20 Jahren gegründeten Wochenzeitung «Cash» hervorgegangene Ringier-Wirtschafts- und Finanzplattform gleichen Namens will ihr umfangreiches Informationsmaterial weiterhin weitgehend gratis ins Netz stellen. Dies gab Geschäftsleiter André Michel in einem Gespräch mit dem Klein Report bekannt. Zwar gebe es bereits einige Inhalte aus dem Finanzbereich (Aktienkurse in Echtzeit, Kursalerts und Informationen für semi-professionelle Anleger), für die man ein Abonnement lösen muss, aber der grosse Rest soll weiterhin allgemein zugänglich sein.

André Michel liess allerdings offen, ob dies auch auf längere Sicht gelten wird. Kostenpflichtige Inhalte hat es auf http://www.cash.ch immer gegeben. «Ich stelle fest, dass die Zahlungsbereitschaft im Segment der Börseninformation im Zug der wachsenden Nutzung mobiler Endgeräte zunimmt», sagte er gegenüber dem Klein Report. Die unter anderem von Rupert Murdoch angestossene Diskussion verfolge er aufmerksam, und es sei nicht ausgeschlossen, dass Cash das eine oder andere neue Angebot dereinst kostenpflichtig machen werde. «Inhalte, die heute auf Cash gratis sind, sollen das aber weiterhin bleiben», unterstreicht er. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass die Leute einfach auf andere Plattformen ausweichen.

Weiterhin unentgeltlich zugänglich sein werden darum neue Angebote, die André Michel und seine Leute planen. So arbeitet das Team zurzeit an einem neuen Derivate-Guide und an einem neuen, erweiterten Fonds-Guide. «Es gibt in der Schweiz 15 000 Anlagefonds, die wir vollumfänglich erfassen und zu denen wir zusätzliche Informationen publizieren wollen», kündet Michel an.

Zum 20. Geburtstag fragte der Klein Report die beiden «Cash»-Urgesteine Thomas Trüb und Markus Gisler, mit welchen Gefühlen sie heute an ihr «Baby» denken. Thomas Trüb, der heute in der Ringier-Konzernleitung als Chef Pacific und Neue Medien arbeitet, meint dazu: «Cash ist schon 20 Jahre alt - kaum zu glauben. Das heisst, dass Cash nun erwachsen wird. Das hoffe ich eigentlich nicht. Ich wünsche mir, dass Cash seine Jugendlichkeit bewahrt, weiterhin mutig voranstürmt, hie und da mal auf die Schnauze fällt, sich wieder aufrappelt und uns auch in den nächsten 20 Jahren, innovativ und immer noch vom Pioniergeist beseelt, immer wieder von Neuem positiv überrascht. Cash hat die Wirtschaftsberichterstattung revolutioniert und demokratisiert. Und Cash hat für grossartige Nebenwirkungen im Hause Ringier gesorgt. Ohne Cash gäbe es kein internationales Ringier-Geschäft in Europa und Asien, und Cash war, ist und bleibt hoffentlich eine treibende Kraft auf unserem Weg, die digitalen Welten zu entdecken. Dass ich ganz nebenbei jeden Tag besonders heisse Börsentipps erwarte, sei hier nur am Rande erwähnt. Ich wünsche dem Cash-Team eine rauschende Geburtstagsparty und uns rund um die Uhr spannende Themen auf allen Kanälen.»

Ganz anders sieht das hingegen Markus Gisler, ehemals Chefredaktor der Wirtschaftszeitung «Cash» und später von der «Aargauer Zeitung»: «Die triste Situation der heutigen Schweizer Wirtschaftspresse zeigt deutlich: Es fehlt eine Stimme, die fundiert und prononciert wesentliche Themen aufgreift, die über die Tagesaktualität hinausgehen. Ökonomisch wichtige Sachverhalte oder wirtschaftspolitische Botschaften finden kaum mehr eine interessierte breitere Leserschicht und manch unrühmliche Vorgänge in Unternehmen bleiben unentdeckt, die aber sowohl für Aktionäre und Mitarbeiter als auch für die Öffentlichkeit von Interesse wären. Ich bin überzeugt, dass die Lücke, die `Cash` hinterlassen hat, irgendwann wieder geschlossen wird.»