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Montag
23.10.2017

Medien / Publizistik

Can Dündar: «Unser Kampf geht weiter»

Can Dündar: «Unser Kampf geht weiter»

Der Prix Europa hat 14 europäische Medienpreise vergeben. Dem türkischen Journalisten Can Dündar kam dabei eine besondere Ehre zuteil: Er wurde zum Europäischen Journalisten des Jahres gewählt.

«Unser Kampf geht weiter, bis wir alle – und unser Land – frei sind!», sagte Can Dündar an der Preisverleihung vom Freitagabend in Berlin. Er widmete seine Rede allen Kolleginnen und Kollegen, die in der Türkei im Gefängnis ausharren müssen. Der ehemalige «Cumhuriyet»-Chefredaktor sass in seinem Heimatland selbst drei Monate hinter Gittern: Aufgrund eines Berichts seiner damaligen Zeitung über eine Waffenlieferung des türkischen Geheimdienstes an islamische Milizen in Syrien war er wegen Spionage angeklagt worden. Seit 2016 lebt der Journalist im Exil in Deutschland, wo er weiterhin über die Türkei schreibt. Das bleibt nicht ohne Folgen: Die Türkei möchte ihn von Interpol in Deutschland suchen lassen.

Für den Outstanding Achievement Award des Prix Europa und den damit verbundenen Titel Europäischer Journalist des Jahres waren 31 Medienschaffende nominiert. Kriterium für eine Nominierung war, dass sich die Journalisten «mit ausserordentlichem Mut und Kreativität für die Glaubwürdigkeit und die Unentbehrlichkeit des Journalismus einsetzen». Can Dündar nahm die bronzene Stiertrophäe von der Präsidentin des Prix Europa und Intendantin von Sveriges Radio, Cilla Benkö, entgegen. Sie betonte, dass der Prix Europa diesen Kampf unterstützen und würdigen wolle.

Wie der Prix Europa am Freitagabend mitteilte, wurden noch 13 weitere Gewinner aus sieben Ländern ausgezeichnet. Der Preis für die beste Radioinvestigation ging an Journalisten aus Schweden, die in «The KGB Agent and the Oil Smugglers» Ölschmuggel von Weissrussland in die Schweiz aufdecken. Der Deutsche Christian Lerch wurde für sein Radiofeature «Papa wir sind in Syrien» ausgezeichnet. Die Schwedische Fernsehdokumentation «Alone Against The Islamic State» wurde zum besten Programm zur kulturellen Vielfalt erkoren. «Church: Code of Silence» aus Frankreich erhielt den Preis als beste Fernsehinvestigation. Bestes Fernsehdrama wurde die ungarische Komödie «Memo».

Gleich drei Auszeichnungen gingen nach Belgien: «Team Chocolate» wurde zur besten Fernsehserie ernannt, «Food for Thought» zum besten Dokumentarfilm, und «Almanak» von Wederik De Backer war Sieger in der Kategorie Hörspiel. Beste Hörspielserie wurde «The Prehistory of the Future» aus Frankreich. Die französische Webdokumentation «If I ever come back: A French schoolgirl's letters from the Holocaust» erhielt derweil den Community Award, der jeweils von der Online-Gemeinde des Prix Europa per Internetabstimmung vergeben wird.

Das dänische Webformat «The Class» machte das Rennen in der Online-Kategorie des Prix Europa, während die dänische Sendung «Songwriter» zum besten Musikprogramm gewählt wurde. In der Kategorie Digital Audio machte der britische Podcast «The Archers: The Trial of Helen Titchener» das Rennen.

Das 1987 gegründete trimediale Festival Prix Europa ging vom 14. bis 20. Oktober in Berlin über die Bühne. Jahr für Jahr werden die besten TV-, Radio- und Onlineproduktionen Europas ausgezeichnet.