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Sonntag
03.04.2016

Medien / Publizistik

Gespür für Geschichten: Patricia Riekel

Gespür für Geschichten: Patricia Riekel

«Bunte»-Chefin Patricia Riekel (66) wollte sich nach ihrem Urlaub wieder voller Tatendrang ins Tagesgeschäft stürzen. Doch so einfach wird ihr das nicht gemacht. Denn auf der Redaktion herrscht zurzeit eine denkbar schlechte Stimmung.

Grund dafür ist zum einen das umstrittene Interview mit Frauke Petry und Marcus Pretzell von der rechtspopulistischen Afd (Alternative für Deutschland), das nicht nur extern für grosse Aufregung und heftiges Kopfschütteln, sondern auch intern für rote Köpfe sorgte. Der freischaffende Textchef der «Bunten», Timur Vermes, schmiss den Bettel gleich hin und sagte, für ein Blatt, das der AfD eine solche Plattform gebe, wolle er nicht länger arbeiten.

Zum anderen sorgt auch die Tatsache, dass Riekels Tage als «Bunte-Chefin» gezählt sind, für weitere Unruhe bei der Belegschaft. Noch gibt es keine offizielle Stellungnahme seitens der Verlagsleitung. Doch auf der Redaktion ist längst durchgesickert, dass Riekel spätestens Ende Juni ihren Sessel als «Bunte»-Chefredaktorin räumen muss. Ihr Nachfolger ist bereits bestimmt und wird am 1. Juli das Zepter übernehmen. Es ist Robert Pölzer, der zurzeit noch Chefredaktor der «Freizeit-Revue» in Offenburg ist.

Patricia Riekel soll künftig als Herausgeberin fungieren, «doch eine ohne Befugnisse überhaupt. Sie wird sich nicht ins Tagesgeschäft einmischen dürfen», erklärt ein langjähriger Redaktor gegenüber dem Klein Report. Patricia Riekel als «Frühstücksdirektorin»? Undenkbar. Nicht nach allem, was sie für die «Bunte» gemacht habe.

Riekel stiess 1996 von «der aktuellen» zur «Bunten» und machte aus dem Promi-Blättchen in kürzester Zeit ein höchst erfolgreiches Promi-, Beauty- und Lifestyle-Magazin. So erfolgreich, dass sich Verleger Hubert Burda in der ganzen Zeit voll und ganz seiner eigentlichen Passion, der Kunst, widmen konnte.

Mit dem Abgang von Riekel und der Verpflichtung von Pölzer soll bei der «Bunten» kein Stein auf dem anderen bleiben, was bei der Belegschaft schon jetzt heftige Bauchschmerzen auslöst. «Vom Juli an steht jede Stelle unter genauster Beobachtung. Vom Praktikant bis zum stellvertretenden Chefredaktor», so eine Redakteurin. «Pölzer gilt als knallharter Sanierer, der nur ein Credo kennt: Möglichst viel Rendite mit möglichst wenig Personal. Darum hat man ihn auch geholt.» Er soll das Flaggschiff von Hubert Burda Media, das zuletzt 14 Millionen Gewinn erwirtschaftete, noch rentabler machen.

Doch nicht nur personell soll unter Pölzers Ägide alles anders werden, auch inhaltlich wird es die «Bunte» so in Zukunft nicht mehr geben. Es gehen erste Gerüchte um, die besagen, dass aus der «Bunte» eine Art Freizeit-Revue-Deluxe werden soll, die eine neue, vor allem jüngere Leserschaft ansprechen soll.

Wer bei der «Bunten» bleiben will, muss also wohl oder übel in den sauren Apfel beissen, wenn er mit dem neuen Chef arbeiten will. Nun hofft die Belegschaft nur noch, dass man Patricia Riekel doch noch einen stilvollen Abgang bereiten wird. «Sie hat deutsche Mediengeschichte geschrieben. Es gibt keine zweite Frau im deutschen Journalismus mit einem ähnlichen Gespür für Geschichten», sagt ein Redakteur abschliessend zum Klein Report.