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Montag
23.03.2020

TV / Radio

Den Vorwurf, dass nur Leute im Film reden konnten, die hinter Adam Quadroni stehen, hält der Ombudsmann für unbegründet...

Den Vorwurf, dass nur Leute im Film reden konnten, die hinter Adam Quadroni stehen, hält der Ombudsmann für unbegründet...

Der «DOK»-Film von Fernsehen SRF über den Whistleblower Adam Quadroni, der das Bündner Baukartell auffliegen liess, war sachgerecht. Ombudsmann Roger Blum hat die schwere Kritik von Alt-Standespräsident Not Carl in den Hauptpunkten zurückgewiesen.

Die am 4. Dezember 2019 gesendete Doku «Der Preis der Aufrichtigkeit» von Liz Horowitz zeigt das berufliche, private und öffentliche Schicksal von Adam Quadroni. Der ehemalige Regional- und Bündner Kantonspolitiker Not Carl hatte unter anderem beanstandet, dass der Film das Sachgerechtigkeitsprinzip massiv verletze und dass ein Interview mit ihm nicht verwendet worden sei.

Insgesamt habe der Film das Bild einer durch und durch korrupten Region zementiert. Damit sei ein immenser Schaden für das Unterengadin entstanden. Vor allem Regionalgerichtspräsident Orlando Zegg komme zu schlecht weg. Er werde im Film als korrupt, parteiisch und als Teil des Baukartells dargestellt. 

Das Kantonsgericht und auch das Bundesgericht hätten die Entscheide des Regionalgerichtspräsidenten geprüft und für rechtmässig befunden. Der Film erwähne dies mit keinem Wort.

Ziel und Aufgabe des Dokumentarfilms sei nicht gewesen, das Image einer Randregion zu korrigieren, reagierte Belinda Sallin, Executive Producer «DOK», auf die Kritik. Der Film wollte den Mann porträtieren, der den ganzen Fall ins Rollen gebracht hatte. 

«Insbesondere wollte der Film beleuchten, was es für einen Menschen bedeutet, wenn er sich gegen ein illegales System wendet, welches über Jahrzehnte gewachsen ist und von vielen Beteiligten mitgetragen wurde», schrieb Sallin unter anderem in ihrer Stellungnahme.

«Das Publikum erhält von Adam Quadroni ein vielschichtiges Bild mit Licht und Schatten, sodass es sich frei eine eigene Meinung bilden kann», kommt Roger Blum in seinem 44-seitigen Bericht zum Schluss.

Den Vorwurf, dass nur Leute, die hinter Adam Quadroni stehen, im Film reden konnten, hält Blum für unbegründet. Die Kritik an Quadroni werde breit vorgebracht, vor allem durch die Unternehmens- und Kulturberaterin Urezza Famos.

In drei Detailpunkten unterstützt Blum allerdings die Kritik: Quadronis Aussage im Film «Der Richter ist selber ein Unternehmer, der am Tisch sitzt und Preisabsprachen macht», sei missverständlich. Hier hätten die Filmemacher erläutern müssen, dass damit der frühere und nicht der amtierende Regionalgerichtspräsident gemeint ist. Zudem hätte sich der Film von zwei Vorwürfen von Quadronis Anwalt distanzieren müssen, so der Ombudsmann.

2018 hatte unter anderem eine Artikelserie im Online-Magazin «Republik» das Bau-Preiskartell bekannt und den Whistleblower berühmt gemacht. Dass der ehemalige Bauunternehmer Adam Quadroni seine damaligen Kollegen hat auffliegen lassen, hat ihm Zuspruch, aber auch viel Ablehnung eingebracht, vor allem im Unterengadin selbst.