Content:

Montag
11.04.2016

Medien / Publizistik

«Warum betreibt ein subventionierter Staatsbetrieb einen solchen Kanal?» Das fragte sich die «Weltwoche» vor vier Jahren und sprach dabei von westnetz.ch, einer Quartierplattform für Zürich-West. Darüber wollten die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) ihre damals neuen Tram- und Buslinien bekannt machen.

Nun erscheint am Samstag unter dem Titel «Wie die VBZ einmal einen Sexblog betrieben und damit hyperlokale Mediengeschichte schrieben» eine gedruckte Version, eine Art Best-of-Blog-Sammlung all jener Artikel, die auf westnetz.ch online publiziert wurden.

«210 000 Franken für einen Sexblog», titelte die «Weltwoche» im Jahr 2012 über westnetz.ch. Heinz Vögeli, damaliger VBZ-Kommunikationschef, beauftragte Redaktor Thomas Haemmerli ein Jahr zuvor damit, ein Redaktionskonzept für eine digitale Plattform zu formulieren. Das Ziel der VBZ war klar: Über das neue Portal sollen die neuen VBZ-Linien in Zürich-West bekannt gemacht werden.

Leitlinie war dabei der Grundsatz: «Kommunikation muss man heute vom Digitalen her denken», erklärt Haemmerli in der Buchausgabe, die am Samstag veröffentlicht wird. Über westnetz.ch wurden somit Kunden, Mitarbeiter und Behörden gleichzeitig angesprochen. Neben Unternehmensprofilen und Restauranttipps war deshalb auch ein Sexblog, «Lindas Sexkolumne» von Bloggerin Linda Solanki, auf der VBZ-Plattform zu finden. Bei den Lesern sehr beliebt, sorgte die wöchentliche Kolumne mit pikanten Inhalten teilwese auch für Kopfschütteln.

Als die neuen VBZ-Linien bestens bekannt und gut ausgelastet waren, zogen sich die Zürcher Verkehrsbetriebe vom Projekt Westnetz zurück. Die beiden Redaktoren und Macher der Seite, Thomas Haemmerli und David Schäfer, übernahmen deshalb selber die volle Verantwortung für die Plattform. Nun, knapp fünf Jahre nach der Lancierung von westnetz.ch, wird das Quartierportal eingestellt. «Der Content wird von einem Partner übernommen», erklärt Haemmerli dem Klein Report.

Mit dem Buch «Wie die VBZ einmal einen Sexblog betrieben und damit hyperlokale Mediengeschichte schrieben» setzen die Herausgeber Thomas Haemmerli, David Schäfer und Andreas Wullschleger dem Portal von und für Zürich-West ein letztes Denkmal: In über 500 Seiten können noch einmal die besten Blogeinträge, Artikel über westnetz.ch, ein paar medienwissenschaftliche Texte sowie Texte mit Learnings in Sachen Journalismus und digitaler Firmenkommunikation nachgelesen werden.