Nach der misslungenen Extremisten-Show mit Nicolas Blancho kam die misslungene Show, in der er selbst zum Extremisten wurde: Roger Schawinski und seine Talkshow «Schawinski» sind nicht erst seit seinem total verunglückten Interview mit Andreas Thiel umstritten.
Seit der Sendung mit Thiel und der darauffolgenden Kritik von allen Seiten scheint Schawinski aber seinen Kampfgeist verloren zu haben. Er ist ohne seinen alten Biss und die frühere Lust, aus seinen Gästen Neues herauszulocken und sie persönlich zu attackieren. Der fast 70-Jährige macht nur noch Dienst nach Vorschrift. Er lässt gar neuerdings seine Gäste ausreden.
Die Quoten konnte Schawinski nach der Diskussion um die verunglückte Thiel-Sendung vom 15. Dezember aber halten. In den zwölf Sendungen vor diesem Termin erreichte «Schawinski» durchschnittlich einen Marktanteil von 13,6%, in den zwölf Sendungen danach waren es 14,9%.
Die Zuschauerzahlen der Sendung schwanken je nach Gast stark - von 8,1% Marktanteil bei FDP-Präsident Philipp Müller bis zu 22,2% beim ehemaligen Bundesrat Christoph Blocher.
Was die vom Schweizer Fernsehen (SRF) zur Verfügung gestellten Zahlen nicht verraten, ist, wer die Talkshow eigentlich schaut. Der Klein Report machte deshalb eine Blitzumfrage am Mittwoch in Zürich: «Schauen Sie `Schawinski`?», wollte der Klein Report von den Passanten wissen.
Bei der Blitzumfrage wurden 38 Leute befragt. Davon gaben nur sieben Leute an, dass sie die Sendung zumindest ab und zu schauen. «Kommt auf den Gast an», war dabei der mehrheitliche Tenor. Von den sieben Personen waren drei unter 35 Jahre alt.
Positiv aufgefallen ist die Sendung vom 16. Februar mit Harald Schmidt als Gast. Sie wurde von drei Personen als gutes Beispiel für eine gelungene Sendung gelobt: «Die Dynamik zwischen Schawinski und Schmidt hat gut gepasst», meinte dazu ein Mediamatiker (20).
«Ich schaue Schawinski aus Gewohnheit, weil ich schon mit ihm aufgewachsen bin», meinte eine Finanzanalystin (33). «Manchmal unterhält mich die Sendung, manchmal weniger. Aber dann schreibe ich halt daneben ein paar Mails.»
Ebenfalls als langjähriger Zuschauer outete sich ein Raumplaner (52): «Mir ist aufgefallen, dass Schawinski seit dem Thiel-Debakel gebrochen wirkt. Als hätte er innerlich aufgegeben. Ich glaube nicht, dass er die Sendung noch lange macht», analysierte er.
Einige der 31 Befragten, die «Schawinski» nicht schauen, hatten auch eine Begründung dafür: «Ich finde, er hat seinen Zenit einfach längst überschritten und sollte aufhören. Der war doch mal ein Rebell, das ist aber lange her», meinte eine Kauffrau (37).
«Ich konnte ihn noch nie ausstehen in seiner ganzen selbstdarstellerischen Art. Das wäre ja noch witzig, wenn es etwas ironischer wäre. Aber über sich selbst lachen kann Roger Schawinski kaum», sagte ein Verkaufsmitarbeiter (47).