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Sonntag
26.11.2017

Medien / Publizistik

Blick-Tipps: «Weihnachtsgeschenke für Ihn»

Blick-Tipps: «Weihnachtsgeschenke für Ihn»

Die Blick-Gruppe hat eine neue Spezies erfunden, die sowohl von der Redaktion, als auch von der Werbung «unabhängig» sein soll. Der Clou: Produkte, die den Leserinnen und Lesern auf diesem Wege vorgestellt werden, müssen nicht als Native Advertising oder Sponsored Content gekennzeichnet werden. Gleichzeitig ist Ringier am Umsatz der beschriebenen Produkte beteiligt.

Was schenke ich einem Mann zu Weihnachten? - Geht es nach dem Team von «Blick-Tipps», so wäre etwa das Sexspielzeug «Cobra Libre II» ein passendes Geschenk für unter den Weihnachtsbaum. «Kein klassisches Spielzeug, aber bestimmt eines, das dem Beschenkten viel Freude bereitet», wird das Produkt auf der Website blick.ch beschrieben.

Der Beitrag «Was schenke ich einem Mann?» stammt genauso aus der Feder von «Blick-Tipps» wie etwa der Text «Selbstgemachte Guetzli aus der Pistole», der sich voll und ganz der Funktionalität einer Bisquitpresse von Hersteller Kuhn Rikon widmet: «Presse ist eigentlich das falsche Wort, Pistole trifft es viel besser», liest man in diesem Beitrag. Denn: «Wie aus der Pistole geschossen kommen die Guetzli hier auf`s Blech.» Das anschliessende Saubermachen des Küchenaccessoires von Kuhn Rikon sei zudem «super einfach».

Nach dem Lesen der Beiträge gelangt man mit nur einem Klick vom Blick-Online-Beitrag direkt auf die Seite der Hersteller der beschriebenen Produkte und kann dort beispielsweise das Sextoy «Cobra Libre II» oder auch die Bisquitpresse von Kuhn Rikon - super einfach - bestellen.

Wer sich über die produktbezogenen Artikel wundert, erhält in einem Infofeld unter den Beiträgen von «Blick-Tipps» folgende Erklärung: «Das Blick-Tipps-Team schreibt über Produkte, die für unsere Leser interessant sein könnten», heisst es zunächst eher vage. Dann wird es konkret: «Die Blick-Gruppe erhält eine Umsatzbeteiligung, wenn verlinkte Produkte gekauft werden.»

Trotz Umsatzbeteiligung für Ringier - also eine finanzielle Gegenleistung für die Beiträge - fehlt eine Deklarierung als Werbung, Native Advertising, Sponsored Content oder ähnlich. Im Infofeld unter den Beiträgen wird «Blick-Tipps» als eigener Bereich, «unabhängig von Redaktion und Werbung», beschrieben. «Bei den `Blick-Tipps` handelt es sich nicht um Sponsored Content», erklärte auch Ringier-Sprecherin Manuela Diethelm auf Nachfrage des Klein Reports.

Das Team von «Blick-Tipps» sei nämlich an die vom Newsroom unabhängige Unit «Digital Product Management & Operations» unter der Leitung von Philipp Scheidegger, Chief Digital Officer Blick-Gruppe, angegliedert. Die Rubrik wird ausschliesslich online aufgeschaltet. «Pro Woche werden momentan rund fünf neue Artikel veröffentlicht», sagt Diethelm.

Auf die Frage, ob die Blick-Gruppe bewusst die Form der Umsatzbeteiligung wählt, um die Kennzeichnung der Artikel zu umgehen, erhält der Klein Report keine konkrete Antwort.

Hingegen erklärt Manuela Diethelm, nach welchen Kriterien die Produkte, die in den Artikeln vorgestellt werden, ausgewählt werden: «Das `Blick-Tipps`-Team kuratiert zusammen mit den Partnern: Das heisst, dass wir einerseits Artikel auswählen und selber Themen vorschlagen. Andererseits kann auch der Partner seine Inputs schicken. In allen Fällen entscheiden wir, was in der Rubrik `Blick-Tipps` vorgestellt wird, und wählen ausschliesslich Themen, die für unsere Leser interessant sind», versichert sie.

Die Inhalte werden derzeit in Zusammenarbeit mit drei Tochtergesellschaften beziehungsweise Venture-Partnern der Ringier AG erarbeitet. Auch weitere Partnerschaften seien in Zukunft denkbar, so Diethelm. So würden aktuell mögliche Zusammenarbeiten zu externen Kunden, die ihre Produkte ebenfalls bei den «Blick-Tipps» unterbringen wollen, geprüft.