Die Geschichte der «NZZ am Sonntag» über eine Kaufofferte für die Blick-Gruppe in der Höhe von 200 Millionen Franken beschäftigt seit Tagen die Medien.
Francesco Benini schrieb, dass der Basler Wirtschaftsanwalt Martin Wagner eine Offerte für «Blick», «SonntagsBlick», «Blick am Abend» und die dazugehörenden Online-Portale dem Ringier-Verlag unterbreitet und dabei den Autohändler und ehemaligen Zürcher SVP-Nationalrat Walter Frey als Hauptinvestor genannt habe, wie der Klein Report berichtet hat.
Walter Frey sagte in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen (SRF), dass er Ringier weder direkt noch indirekt über den Anwalt Wagner eine Offerte für den Kauf der Blick-Gruppe unterbreitet habe.
In der «Schweiz am Sonntag» sagte Rechtsanwalt Wagner, es sei nicht um Politik, sondern um Sport gegangen. Laut Wagner hätten die Investoren die Blick-Gruppe in eine Bezahlplattform für weltweit exklusiven Sport-Content umfunktionieren wollen. Die Politik- und Nachrichtenberichterstattung wäre im «Blick» zurückgefahren worden. Das und anderes habe bei Ringier zu einer «panikartigen Abwehrreaktion geführt», so Wagner.
Am Samstag entschied Ringier-Chef Marc Walder, dass es Zeit für eine offizielle Stellungnahme sei. Auf Anfrage der «NZZ am Sonntag» hält Ringier nun fest, dass Martin Wagner mit Marc Walder am 14. Februar 2017 ein ausführliches Gespräch über das Kaufangebot für die Blick-Gruppe geführt habe. Martin Wagner habe zuvor am 23. Januar 2017 schriftlich ein solches Angebot an Verleger Michael Ringier gerichtet.
«Angesichts der bestehenden Verbindungen von Martin Wagner zum Hause Ringier und der Tatsache, dass Herr Wagner in der Vergangenheit bei diversen Medien-Deals eine Rolle spielte, war es selbstverständlich, sich darüber mit ihm zu unterhalten», heisst es von Ringier. Wagner ist unter anderem Rechtsvertreter des Gemeinschaftsunternehmens Ringier Axel Springer Schweiz.
Dann kommt in der Stellungnahme Walter Frey ins Spiel: «Ebenso plausibel war es für Ringier, dass Anwalt Wagner seinen Klienten Walter Frey als Hauptinvestor im Gespräch benannte und sich ausführlich zu dessen Medienengagement äusserte», schreibt das Medienunternehmen. Da die Blick-Gruppe nicht zum Verkauf stehe, habe Ringier später eine Absage erteilt.
Walter Frey ist auch auf einem von Martin Wagner verbreiteten Schema des Projekts aufgeführt, das die «NZZ am Sonntag» im Zuge ihrer Recherchen einsehen konnte.
Wenige Tage nachdem Martin Wagner bei Ringier-Chef Marc Walder vorgesprochen hatte, meldete sich Walter Frey telefonisch bei der Ringier-Konzernspitze.
Laut mehreren Quellen habe er sich vorsichtig nach der Bereitschaft des Unternehmens erkundigt, die Blick-Gruppe zu verkaufen. Dieser Umstand legt den Schluss nahe, dass der vormalige SVP-Parlamentarier in die Kaufofferte für die Blick-Gruppe involviert war. Zum Telefongespräch mit der Ringier-Spitze wollte sich Walter Frey gegenüber der «NZZ am Sonntag» aber nicht äussern.