Einseitige Berichterstattung: In den Publikationen der Blick-Gruppe kommt eine durchgehend ablehnende Haltung gegenüber der «No Billag»-Initiative zur Geltung. Ob «Blick», Blick Online, «SonntagsBlick» oder «Blick am Abend», sie alle positionieren sich im Vorfeld der Abstimmung vom 4. März deutlich im Sinne der SRG.
So begann der «SonntagsBlick» vom 5. November beispielsweise mit einem Plädoyer von Chefredaktor Gieri Cavelty. «No Billag» bezeichnete er darin als jene Initiative, welche «die SRG ins Museum für Kommunikation verbannen will» und verglich ein Ja zu «No Billag» mit einer Privatisierung von öffentlichen Spitälern und Schulen, ja sogar mit der gänzlichen Abschaffung des Sozialstaates.
Es folgten neun weitere Seiten, in denen mehr oder weniger die grosse Bedeutung der SRG aufgezeigt wurde: «Viele Schweizer Prominente verdanken der SRG ihre Karriere» oder «Dutzende Privatsender sind von der `No Billag`-Initiative bedroht» las man auf den Folgeseiten, von einer «neuen Demut der SRG-Bosse» war zudem etwa die Rede.
Erst auf Seite zehn, genauer auf einer halben Papierseite, kamen einige Argumente der «No Billag»-Befürworter um Olivier Kessler. Und obwohl Kessler stets betonte, dass «No Billag» aus seiner Sicht nicht «No SRG» bedeutet, wurden seine Argumente im «SonntagsBlick» unter dem Schlagwort «Kampf um die SRG» wiedergegeben.
Am Mittwoch, 15. November zog selbst der «Blick am Abend», ansonsten nicht unbedingt bekannt für politisch harten Journalismus, mit einem ausführlichen Stimmungsbericht aus Zürich Leutschenbach nach: «Die Stimmung ist wie gelähmt» so die Titelseite. «Ich fühle mich angegriffen und bedroht», wurde «Tagesschau»-Moderator Roger Brändlin dann auf Seite zwei zitiert. Die Botschaft war klar: «No Billag» schafft Unsicherheit, «No Billag» ist «brandgefährlich», so auch SP-Frau Susanne Leutenegger Oberholzer auf Seite drei.
Die Geschlossenheit der Beiträge innerhalb der Blick-Gruppe legt nahe, dass intern eine publizistische Leitlinie verordnet wurde. Und tatsächlich: Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe, bestätigt gegenüber dem Klein Report, dass es in seiner Redaktion nur eine Haltung zu «No Billag» gibt. «Selbstverständlich hat die Blick-Gruppe eine einzige offizielle Haltung, die sich in allen Kommentaren spiegelt - alles andere wäre ein Hüst und Hott», so Dorer offen.
«Die Blick-Gruppe vertritt in ihren Kommentaren die Meinung, dass ein Ja zu `No Billag` zum grossen Schaden für die Schweiz wäre», findet er weiter. Dabei legte er selber den publizistischen Grundstein für weitere Beiträge der Blick-Gruppe. Im «Blick» vom 4. November befand Dorer, die «No Billag»-Abstimmung sei eine Abstimmung über «Sein oder Nichtsein der SRG». Sein Fazit: Trotz berechtigter Kritik an der SRG dürfe man sie «nicht komplett zerstören».
Dass die «Blick»-Titel in ihrer Berichterstattung befangen sind - in Anbetracht der Verflechtungen von Ringier mit der SRG bei Admeira - dementiert Dorer nicht: «Wenn es um die SRG geht, haben alle Verlage auch Eigeninteressen in die eine oder andere Richtung», entgegnet er und ergänzt: «Unsere Argumente gegen `No Billag` sind staatspolitischer Natur. Sie entspringen der Haltung der Chefredaktion. Wir haben vom Konzern keinerlei Vorgaben erhalten über Haltung, Umfang oder Art und Weise der Berichterstattung.»
Zudem würden die Vorgaben der Chefredaktion in Sachen «No Billag» gemäss Dorer nicht bedeuten, dass gar keine SRG-kritischen redaktionellen Beiträge oder Leserkommentare bei der Blick-Gruppe abgedruckt werden. «So haben wir zum Beispiel kritisch über die Ernennung von Marc Furrer in den SRG-Verwaltungsrat berichtet. SRG-Sendungen kritisieren wir regelmässig und unabhängig von `No Billag`», so Dorer.
In einer neuen Artikelserie, die demnächst erscheinen soll, widme sich der «Blick» dann erneut ganz der Thematik «No Billag». «Und wir legen, gerade in der bevorstehenden Serie, auch die Argumente der Befürworter dar», verspricht Christian Dorer schliesslich.