Der «Bild»-Chefredaktor Julian Reichelt hat sich in einem internen Rundschreiben zum «Titanic»-Fall geäussert und erstmals Fehler eingeräumt. Unterdessen erntet der für die Mails zuständige «Titanic»-Redaktor selber Kritik wegen eines neuen Interviews.
Nachdem das Satiremagazin «Titanic» das deutsche Boulevardblatt «Bild» mit gefälschten Mails zu einer grossen Titelstory veranlasst hat, gab sich Chefredaktor Reichelt nun doch reumütig. Er nimmt laut eigenen Aussagen die alleinige Verantwortung auf sich: «Die Gewichtung als Schlagzeile war im Nachhinein falsch. Das geht allein auf mich.»
In einem internen Schreiben an die «Bild»-Redaktion rechtfertigte Reichelt allerdings die Berichterstattung: «Wir haben den `Titanic`-Redaktor zwar (leider) nicht enttarnt, aber wir haben nie die Geschichte erzählt, in die `Titanic` uns hineintreiben wollte.»
Reichelt wies zudem auch darauf hin, dass die «Bild»-Journalisten stets skeptisch gegenüber den zugespielten Mails gewesen seien: «Zu keinem Zeitpunkt sind wir auf das hereingefallen, was `Titanic` erreichen wollte. Wir haben eben NICHT geschrieben, dass Kevin Kühnert mit einem Russen zusammenarbeitet.»
Doch für die «Bild» ist die Geschichte noch nicht zu Ende: Laut der Berliner Zeitung «Tagesspiegel» wurden bereits sechs Beanstandungen gegen die «Bild» beim deutschen Presserat eingereicht.
Die Story über den angeblichen Mailverkehr zwischen einem russischen Hacker und dem Juso-Chef Kevin Kühnert zieht indessen weitere Kreise: Der dafür zuständige «Titanic»-Redaktor Moritz Hürtgen gab dem russischen Staatssender RT International ein Interview. Im Netz sorgte sein Auftritt für harsche Kritik.
«Im Siegesrausch lässt sich `Titanic` prompt mit der Propagandaabteilung eines Regimes ein, zu dessen Agenda Zersetzung freier Medien gehört», twitterte Reichelt. Auch der «Welt»-Reporter Robin Alexander kritisierte Hürtgen auf Twitter und bezeichnete die Aktion der «Titanic» als «dumm».
Neben all dem Rummel befördert der Axel Springer Verlag Sissi Benner per 1. März zur neuen stellvertretenden Chefredaktorin der «Bild». Dieser Schritt habe allerdings nichts mit den aktuellen Ereignissen zu tun, erklärte Axel Springer auf Nachfrage des Klein Reports.