Die «Süddeutsche Zeitung» verschicke neue Knebelverträge an ihre freien Autorinnen und Autoren. «Die unterzeichnenden Kolleginnen und Kollegen erklären sich bereit, sämtliche Verwertungsrechte exklusiv an den Verlag abzugeben», heisst es in diesem Vertrag, wie der Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten mitteilt.
«Damit wird die Mehrfachverwertung von Texten, welche die einzige wirtschaftliche noch tragfähige Grundlage für die Arbeit für Tageszeitungen darstellt, zunichtegemacht», erklärt Carola Dorner, Vorsitzende des Berufsverbands Freischreiber. «Wer nicht unterschreibt, bekommt keine Aufträge mehr.»
Das Verbreitungssystem der «Süddeutschen Zeitung» sei in etwa so transparent, wie das Verschicken von Artikeln per Ballon- oder Flaschenpost. Darum hat der Verband gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen von der Journalisten-Gewerkschaft dju (ver.di) vor dem SZ-Verlagsgebäude grüne Ballons steigen gelassen und bittet die Öffentlichkeit um Hilfe.
Weiterer Kritikpunkt: Wie die «Süddeutsche Zeitung» die Texte weitervermarktet und welche Gewinne dabei erwirtschaftet werden, bleibt für den Autoren selbst intransparent. Eine Gewinnbeteiligung sei nicht vorgesehen. Besonders treffe es die Kollegen und Kolleginnen, die für Schweizer Zeitungen schreiben: Denn ein Kooperationspartner der SZ ist der Schweizer «Tages-Anzeiger». Damit werde es für SZ-Autoren sehr schwierig bis unmöglich, für den Schweizer Markt zu arbeiten.
«Früher war es ein Qualitätsmerkmal, SZ-Autor zu sein, das einem so manche Tür geöffnet hat. Heute ist das Gegenteil der Fall. Grosse Schweizer Medienhäuser stellen ihre Autoren inzwischen vor die Wahl. Wer für die SZ schreibt, bekommt keine Aufträge mehr. Logisch. Der SZ-Text des Autors ist ja im Zweifel in der Schweiz längst mehrfach erschienen. Kostenlos», kommentiert der Berufsverband diese grenzüberschreitende Ungerechtigkeit. Weil die Honorare der Freien sowieso nach unten tariert wurden, ist diese nur einmalige Honorierung besonders störend.