Die Gruppe Pro Radiostudio Bern fordert, dass der Verwaltungsrat der Schweizerischen Radio und Fernsehgesellschaft (SRG) eine Delegation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des SRF-Radiostudios Bern empfängt. Ein solches Treffen sei der Gruppe bisher verweigert worden, wie Priscilla Imboden, Co-Präsidentin des SSM Radiostudio Bern, gegenüber dem Klein Report sagt.
Der Verwaltungsrat der SRG will die Umzugspläne des Radiostudios Bern ins Zürcherische Leutschenbach noch nicht begraben. Die Gruppe Pro Radiostudio Bern hofft, dass sich der Verwaltungsrat neben den wirtschaftlichen und redaktionellen Aspekten auch mit den medienpolitischen und föderalen Argumenten auseinandersetzt. Das politische Zentrum der Schweiz an der Grenze zur Westschweiz brauche einen starken SRF-Standort.
«Wir sind der Meinung, dass sich der VR nun auch unsere Argumente anhören sollte», sagt Priscilla Imboden als Mitglied der Gruppe Pro Radiostudio Bern. Von der Radiogruppe habe immer wieder mal jemand einen Versuch unternommen, um den SRG-Verwaltungsrat zu treffen. «Es gab bisher höchstens informelle Kontakte. Wir hatten aber nie die Möglichkeit, den VR in corpore zu treffen und unsere Argumente darzulegen.» Deshalb sei es nun an der Zeit, dass der Verwaltungsrat der SRG eine Delegation von Mitarbeitenden des Radiostudios Bern empfange.
«Der Verwaltungsrat müsste daran interessiert sein, die Argumente jener anzuhören, die tagtäglich recherchieren, analysieren, produzieren und am Mikrofon berichten. Sie sind direkt betroffen und möchten darlegen, was der geplante Umzug für die Informations-Berichterstattung von Radio SRF bedeuten würde», so die Journalistin, die auch Co-Präsidentin des SSM (Syndikat Schweizer Medienschaffender) im Studio Bern ist.
Mit dem VR wolle man vor allem auch über den geplanten Newsroom in Zürich sprechen, der gerade aufgezogen wird. «Wir sehen, wie hier eine Fabrik aufgezogen wird, die nach einem technokratisch-fordistischen Prinzipien organisiert wird. Das ist gut für schnelle News auf vielen Kanälen, erschwert aber einzigartigen, hintergründigen Journalismus deutlich». Die Mitarbeitenden der Abteilung Information bei Radio SRF hätten gegenüber einer Zusammenlegung aller Redaktionen von TV, Radio und Online im Leutschenbach publizistische und föderalistische Vorbehalte. «Wenn wir alle im Newsroom arbeiten, so schwindet die Themenvielfalt auf unseren Kanälen», wie Imboden gegenüber dem Klein Report erklärt. Zudem würden sich die SRF-Inhalte an jene privater Medien-Unternehmungen angleichen, die ebenfalls alle in Zürich angesiedelt seien.
SRF-Direktor Ruedi Matter habe in einem Interview für den «Tages-Anzeiger» und den «Bund» davon gesprochen, dass Newsroom-Redaktoren in Zukunft nur noch einen kleinen Teil eines Beitrags machen würden. «Das würde zu einer Art Fliessbandjournalismus führen», so die Bundeshausjournalistin von Radio SRF besorgt. Die Gruppe Pro Radiostudio Bern wolle dies dem VR der SRG detailliert darlegen.
Zudem fordert die Radio-Gruppe die SRF-Führung auf, eine digitale Audio-Strategie mit einem Kompetenzzentrum in Bern zu prüfen. Wie Ruedi Matter sei man auch in Bern der Meinung, dass man alle technischen Mittel nutzen müsse. Als Beispiele zählt Priscilla Imboden Podcasts und Social-Audios auf. Dabei handelt es sich um O-Töne, die via Socialmedia verbreitet werden. Die Social-Audios sollen dabei als Teaser für die kompletten Radiobeiträge dienen. «Solche und andere zukünftige Formate kann man auch bei uns in Bern entwickeln. Wir haben viele Ideen. In der digitalen Welt ist es möglich dezentral zu arbeiten. Wir sehen nicht ein, weshalb wir dafür nach Zürich gehen müssen.»