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Mittwoch
02.06.2021

Medien / Publizistik

Um dem Boykott seiner täglichen Talkshow auf oe24.TV zuvorzukommen, hat sich Wolfgang Fellner bereits im Mai vom Bildschirm zurückgezogen…      (Bild: Die Zeit)

Um dem Boykott seiner täglichen Talkshow auf oe24.TV zuvorzukommen, hat sich Wolfgang Fellner bereits im Mai vom Bildschirm zurückgezogen… (Bild: Die Zeit)

Schon mehrere Frauen haben Wolfgang Fellner, den Geschäftsführer der Mediengruppe Österreich, der sexuellen Belästigung angeklagt.

Das letzte Treffen vor Gericht hat am 26. Mai stattgefunden. Es ging um die Anschuldigungen von Raphaela Scharf. Auch die heutige krone.tv-Moderatorin Katia Wagner hat sich schon entsprechend über ihren früheren Chef geäussert. Als die «Miss Earth Austria» von 2013 bei ihm noch Freelancerin war, habe Fellner sie in WhatsApp-Chats über Jahre als die «totale Traumfrau» gestalkt.

Jetzt erhebt in der aktuellen Österreich-Ausgabe der Wochenzeitung «Die Zeit» eine weitere ehemalige Mitarbeiterin der Mediengruppe Österreich den Vorwurf, von Wolfgang Fellner sexuell belästigt worden zu sein. Die Wiener Journalistin Angela Alexa, die von 2015 bis Ende 2018 für den Radiosender Ö24 gearbeitet hat, behauptet, der Geschäftsführer der Mediengruppe Österreich habe ihr während einer Firmenweihnachtsfeier im Jahr 2017 auf den Hintern gegriffen.

Während der Arbeitszeit habe Wolfgang Fellner immer wieder ihr Aussehen kommentiert und bewertet. Sie habe «damals versucht, die Vorfälle ganz vorsichtig Kollegen zu erzählen», behauptet Alexa gemäss einer Vorabmeldung in «Die Zeit». Die Kollegen hätten aber entweder ungläubig reagiert oder die Sache weggewischt. «Ich habe ziemlich schnell gemerkt, dass das in diesem Haus nicht ernst genommen wird».

Ein Ex-Kollege Alexas, der Fernsehmoderator René Ach, sowie einer ihrer damaligen Vorgesetzten, der Radiojournalist Markus Spörk, bestätigen der Zeitung, dass die Journalistin ihnen damals von den Vorfällen berichtet habe. Sie sei nicht die einzige Frau gewesen, die solche Vorwürfe erhoben habe, sagen die Männer und gestehen ein, dass sie nichts dagegen unternommen hätten.

«Wer in diesem Unternehmen arbeitet, lernt, dass es eigentlich nur eine Konsequenz gibt, wenn man solche Vorwürfe gegen Wolfgang Fellner erhebt oder sich hinter betroffene Frauen stellt: Man wird niedergeschrien und gekündigt», sagt Spörk.

Der Angeschuldigte Fellner bestreitet alle Vorwürfe. Es habe keinen «Po-Grapscher» von ihm gegeben, «weder auf der Weihnachtsfeier 2017 noch sonst». Er sei auf der Feier «durchgehend von meiner Marketingleiterin sowie von meiner Lebensgefährtin an meiner Seite begleitet» worden und es seien «permanent Dutzende Mitarbeiter» um ihn gewesen.

Zu Markus Spörk, der zwei Jahre lang im Unternehmen gearbeitet hat, sagt Fellner: Diesen Mann «kenne ich gar nicht».

Die Mediengruppe Österreich ist eine Gemischtwarengruppe Dutzender Firmen um die Tageszeitung «Österreich». Diese ist nach dem Vorbild von «US Today» konzipiert. Dazu gibt es eine Gratisversion mit dem Portal Oe24. Weiter gehören Reisebüros, Radiosender, Medikamentenhandel, Fernsehsender oder ein Ticketverkauf zur Gruppe.

Fellner spricht von einer Kampagne «konkurrierender Medien». Es gilt die Unschulds-Vermutung.