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Mittwoch
09.12.2015

TV / Radio

In einer «schwierigen finanziellen Lage» befinden sich die regionalen TV-Sender in der Schweiz, ist in einer umfangreichen Studie zu lesen, die das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) beim Brüsseler Büro Wagner-Hatfield in Auftrag gebeben hat.

«Im europäischen audiovisuellen Sektor sind die Auswirkungen der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise nach wie vor deutlich spürbar, und die lokalen und regionalen Fernsehveranstalter sind dabei die bei Weitem am stärksten betroffenen Akteure», wählt die Studie von Beginn weg deutliche Worte. Dies führe bei einigen Fernsehveranstaltern und in manchen Ländern gar in der gesamten Medienlandschaft zu «teilweise katastrophalen Situationen».

Um bei der Schweiz zu beginnen: Nur drei der 13 konzessionierten Regionalfernsehsender sind laut den Studienergebnissen rentabel, die Hälfte sei «unterfinanziert oder überschuldet». «Kein Sender wäre ohne Gebührenunterstützung überlebensfähig», wobei der Gebührenanteil zurzeit bis zu 60 Prozent der Betriebskosten ausmacht.

Die Zuschauerzahlen bleiben übers Ganze gesehen «bescheiden». Das Regional-TV erreicht in den einzelnen Versorungsgebieben maximale Marktanteile von 1,3 Prozent.

Allein auf weiter Flur stehen die Schweizer Regionalsender jedoch nicht. Die Situation in den Fernsehlandschaften in Deutschland, Belgien, Frankreich und Grossbritannien ist ähnlich angespannt. Die international vergleichende Studie hat in allen untersuchten Gebieten einen Rückgang der Werbeerlöse beobachtet. Kommt hinzu, dass die Zuschauer sich zu Usern mausern und ins Web abwandern. «Fernsehen erreicht eher ältere und nur in geringem Masse junge Menschen.» 

Politische Unterstützung erhalten die regionalen TV-Stationen in allen untersuchten Gebieten. «Die Schweizer Veranstalter profitieren im Quervergleich von einer guten finanziellen Unterstützung.» Sie sind allerdings abhängig vom schwankenden politischen Klima, was ein interviewter Vertreter des Regionalfernsehens auf die Formel «Lokalfernsehen am Tropf» brachte.

Die Regional-TV-Branche müsse sich «neu erfinden», betonen die Autoren der Studie. Auf Gesetzesebene plädieren sie unter anderem dafür, die im Radio- und Fernsehgesetz verankerte Begrenzung auf zwei Konzessionen pro Unternehmen zu lockern. Die publizistische Vielfalt soll bei der befürchteten Medieneigentümerkonzentration «via spezifische Auflagen im Leistungsauftrag» garantiert werden. 

Auf Branchenebene schlagen sie neue Geschäftsmodelle und mehr Kooperation der regionalen Veranstalter untereinander vor, um sich gemeinsam sichtbarer aufzustellen und bestimmte Kosten zu bündeln, etwa bei der Messung der TV-Nutzung, der Werbeakquisition oder durch gemeinsame Nutzung von Infrastruktur. 

Orientiert am Beispiel Belgien und Grossbritannien fassen die Autoren sogar die «schrittweise Schaffung eines schweizerischen Privatfernsehens» ins Auge, das die ganze Schweiz respektive eine Sprachregion abdecken würde. «Das Fehlen privater Akteure in der Schweiz sollte also weiterhin Grund zur Sorge sein und zum Nachdenken anregen», heisst es in der vom Bakom bestellten Studie.