Die Stiftung Mediapulse, die unter der Aufsicht des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) steht, muss sich einer Strukturdebatte stellen. Die Stiftung, die laut dem Bundesgesetz über Radio und Fernsehen (RTVG) der Wissenschaftlichkeit verpflichtet ist und von der SRG, von anderen Veranstaltern und der Werbewirtschaft unabhängig sein muss, ist wegen der Verspätung bei der Publikation der TV-Zahlen stark in die Kritik geraten.
Mediapulse wollte zuletzt die TV-Zahlen - die sie selbst für einwandfrei hält - auf Druck einiger Vertreter aus der TV-Branche nicht veröffentlichen. Bakom-Pressesprecher Roberto Rivola sieht die Unabhängigkeit von Mediapulse dadurch aber nicht gefährdet. «Der Verwaltungsrat von Mediapulse hat den Entscheid einstimmig getroffen; diesen Entscheid zu treffen, ist nicht nur sein Recht, sondern auch seine Pflicht», so Rivola. «Dabei hat er die Interessen von Mediapulse und ihrer Kunden berücksichtigt. Wir sehen deshalb keinen Konflikt mit dem RTVG.»
Dennoch ist das Thema Mediapulse beim Bakom noch nicht vom Tisch. «Die Strukturen der Stiftung und von Mediapulse sind so vom Gesetzgeber festgelegt worden, um eine paritätische Zusammensetzung zu gewährleisten», sagte Rivola. «Aufgrund der komplexen Strukturen und Zusammensetzung von Stiftung und Mediapulse ist ein Überdenken der Strukturen sicher angebracht.»
Auch dem Vorwurf von Politikern, dass die Aufsicht über Mediapulse nicht wahrgenommen worden sei, will das Bakom nachgehen. «Mediapulse hat uns über die aufgetauchten Probleme und die vorgesehenen Massnahmen orientiert, insbesondere über den Auftrag für eine externe Analyse. Erst wenn die Ergebnisse dieser Analyse feststehen, können wir beurteilen, was richtig oder falsch gelaufen ist», so Rivola.
Konsequenzen vonseiten des Bakom muss man bei Mediapulse momentan nicht befürchten. «Die Frage stellt sich für uns zurzeit nicht», sagte Rivola dem Klein Report. Wenn es Konsequenzen gäbe, dann würden diese in erster Linie den Beitrag des Bundes an die Mediapulse betreffen.
In der Finanzperiode 2011 bis 2015 erhält das Unternehmen durchschnittlich 2,5 Millionen Franken pro Jahr. «Wenn die Erhebungsmethoden auf Dauer nicht geeignet sind, um eine verlässliche Erhebung wissenschaftlicher Daten zur Radio- und Fernsehnutzung zu gewährleisten, dann könnte die Höhe des Bundesbeitrages geprüft werden», so der Bakom-Pressesprecher gegenüber dem Klein Report.