Mit ihrem Vorschlag, die SRG in einen Public Content Provider umzuwandeln, hat Avenir Suisse für Diskussionsstoff gesorgt. Die Vorstellung einer SRG ohne eigenen Vertriebskanal und als blosser Inhaltslieferant gab beim Medienfrühstück einigen Anlass zum Kopfschütteln.
«Ein solches Modell würde die Medienvielfalt in der Schweiz fördern», war sich Avenir-Suisse-Direktor Gerhard Schwarz sicher.
Das Gegenargument, dass ein Public Content Provider zu einem Einheitsbrei in den Medien führen könnte, wie es die Überbeanspruchung von SDA-Meldungen heute schon tut, versuchte Urs Meister, Mitautor des Diskussionspapiers zu entkräften: «Die Differenzierung des Einheitsbreis liegt dann bei den einzelnen Medien.»
Da die umgebaute SRG von den privaten Medien getragen werden soll, besteht die Gefahr, dass nur noch gut vermarktbare Inhalte in Auftrag gegeben werden und Themen mit kleinerem Publikum nicht abgedeckt werden. «Da müsste der Staat als Geldgeber eingreifen», sagte Gerhard Schwarz dem Klein Report. «Der Public Content Provider muss einen Programmauftrag haben.»
Es gebe zwei Arten von Vielfalt, so Schwarz. «Das ist einerseits die Vielfalt der Medienhäuser, die natürlich mit dem Wegfallen der Vertriebskanäle der SRG kleiner würde. Andererseits gibt es die inhaltliche Vielfalt. Diese wird unserer Meinung nach grösser. Der Public Content Provider produziert Inhalte, die sonst nicht produziert werden.»
Der Thinktank lässt offen, wie die Führung des Public Content Providers aussehen soll: «Es müsste im Detail ausgearbeitet werden, wer mitbestimmt, welche Inhalte die SRG produziert, und wer mit wievielen Stimmen vertreten sein wird», so der Autor des Diskussionspapiers Urs Meister.
Stoff für Diskussion lieferte auch die Rolle des Public Content Providers und die Frage, was denn dieses Modell von der SDA unterscheide. «Der Public Content Provider produziert nicht nur News, sondern auch andere Inhalte und das neben Texten auch als Video- und Audiomaterial», erklärte der ehemalige NZZ-Journalist Schwarz.
Das Modell der Avenir Suisse geht von einer Entwicklung zu einer umfassenden Konvergenz aus. «Die Unterscheidung in Web und Radio beispielsweise könnte in 10 Jahren obsolet sein», sagte Direktor Schwarz. «Im aktuellen Förderungsmodell wird nur ein Medium unterstützt. Dieses Medium dringt mit den neuen Technologien aber immer mehr in die Gebiete der Konkurrenz ein. Das ist das Grundproblem bei dieser Entwicklung.»
Von den kritischen Fragen der Journalisten am Medienfrühstück zeigte sich der Avenir-Suisse-Direktor überrascht: «Ich bin erstaunt, wieviele noch nicht in der digitalen Welt angekommen sind.»