Nach einem ohnehin schwierigen Geschäftsjahr sorgte die Credit Suisse (CS) für weitere unfreiwillige Schlagzeilen, nachdem die Bildagentur Keystone die Bilanz-Medienkonferenz boykottierte. Ein CS-Mediensprecher äussert nun gegenüber dem Klein Report die Vermutung, nach einem «intensiven Jahr für die Bank» besonders im Fokus zu stehen.
Angesprochen auf den Boykott der Medienkonferenz führte Keystone die Gründe aus, wie es zum Boykott gekommen ist. «Es handelte sich um keinen Boykott. Wir haben unsere Redaktionen lediglich informiert, dass Keystone die Medienkonferenz aus gewissen Gründen nicht covern wird», erklärte Tomas Kadlcik von der Keystone-News-Redaktion am Dienstag gegenüber dem Klein Report ein Schreiben, das in den sozialen Medien kursierte.
Die Rede ist in diesem Schreiben von «restriktiven Bedingungen» der Bank Credit Suisse an der Bilanz-Medienkonferenz. Kadlcik führte dazu aus: «Die Fotografen wären lediglich vor der eigentlichen Medienkonferenz zugelassen gewesen und hätten dann gehen müssen». Das war offenbar Grund genug für Keystone, die Präsentation der Bilanzzahlen nicht zu besuchen.
So oder so ist Keystone der Ansicht, dass eine unabhängige und umfassende Bildberichterstattung nicht möglich gewesen wäre. Zudem seien nicht alle Mediengruppen gleich behandelt worden: «Die Fotografen wurden gegenüber der schreibenden Presse, die die ganze Medienkonferenz verfolgen konnte, benachteiligt», ärgerte sich Kadlcik.
Geht es nach der Credit Suisse, so ist die Auflage, während der Medienkonferenz keine Fotos zu machen, «nicht unüblich». «Das ist bei unserer Generalversammlung ebenfalls so und das machen andere Banken auch nicht anders», sagt ein Mediensprecher dem Klein Report am Mittwoch.
Die Suppe werde demnach heisser gekocht, als sie gegessen wird. «Die CS hat ein intensives Jahr hinter sich und steht deshalb wohl besonders im Fokus», lautet die Vermutung des CS-Sprechers.
Der Grund dafür, dass Fotos nur vor und nach der Konferenz gemacht werden durften, sei ein ganz anderer gewesen: «Die Präsentation der Zahlen sollte im Fokus stehen.» Demnach wollte die CS nicht, dass Geräusche und Nervosität im Hintergrund den CS-CEO Tidjane Thiam bei der Präsentation störten.
Für künftige Präsentationen sei diese Regelung ohnehin «nicht in Stein gemeisselt». «Wir werden Keystone auch an unseren kommenden Medienanlässen wieder einladen», sagt der CS-Mediensprecher versöhnlich.
Für Keystone ist es indessen bereits die zweite Medienkonferenz einer Grossbank, die nicht abgedeckt wurde. «Wir wollen kein Exempel statuieren. Die UBS hat bei ihrer Bilanz-Medienkonferenz ähnliche Bedingungen aufgestellt und Keystone hat dort ebenfalls auf eine Berichterstattung verzichtet», so Kadlcik abschliessend.