Das neue Konzept der Politsendung «Arena» des Schweizer Fernsehen stösst nicht bei allen Politikerinnen und Politikern auf Gegenliebe. Die BDP-Nationalräte Lorenz Hess und Hans Grunder regen sich derart über die Neuerungen auf, dass als sie Strafe nun die Revision des Radio- und Fernsehgesetzes bekämpfen.
Ihre Parlamentskollegen können zwar diese Reaktion kaum nachvollziehen, sehen aber ebenfalls kritische Punkte am neuen Konzept des Polittalks, wie der Klein Report bei einer Umfrage herausfand.
Kaum Verständnis für diese Reaktion seiner Parlamentskollegen hat FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen, obwohl er selbst ein Gegner der RTVG-Revision ist: «Entweder ist man von der Revision überzeugt oder nicht. Die RTVG-Revision einzig und allein wegen der `Arena` plötzlich abzulehnen, zeugt von schwacher Überzeugung der eigenen Position», findet der Berner Politiker.
Offensichtlich sei der Positionswechsel aus opportunistischen und eigennützigen Gründen vollzogen worden, doppelt er nach. Persönlich habe er aus guten Gründen dagegen gestimmt und werde sich deshalb auch weiterhin gegen die Revision einsetzen.
GLP-Nationalrat Beat Flach kann zumindest die Argumentation von Hess und Grunder nachvollziehen. Er befürchtet ebenfalls, dass das neue Konzept zu einer Polarisierung führen könnte. «Die Auseinandersetzung sollte bei allen Themen nicht nur die Extrempositionen in die Öffentlichkeit tragen, sondern auch die Zwischentöne.»
Trotz dieses Verständnisses für die Beweggründe der BDP-Parlamentarier versteht er die Reaktion von Hess und Grunder nicht. «Irgendwie empfinde ich das als schlechten Stil», so der Grünliberale.
Auch bei SP-Nationalrätin Nadine Masshardt löst das Vorgehen der BDP-Politker Kopfschütteln aus: «Wegen einer einzigen Sendung von so vielen bei SRF wechselt man nicht einfach seine Meinung.» Ohnehin versteht sie die Aufregung um das neue Konzept nicht: «An der Vertretung der Parteien in der Sendung wird sich laut ´Arena´ wenig ändern.»
Ihr Parteikollege Cédric Wehrmut hat ebenfalls nur eingeschränkt Verständnis für Hess und Grunder: «Jeder und jede - also logischerweise auch die BDP - darf sich dazu äussern. Aber es scheint mir ein komisches Verständnis von Medienfreiheit, wenn Hess und Grunder jetzt mit handfesten finanziellen Repressionen drohen», meint der SP-Nationalrat.
Einverstanden sei er aber damit, dass die staatsnahen Sender gegenüber der Vertretung im Parlament etwas ungleich vorgehen müssten, «und zwar zugunsten der Kleinen», so Wehrmut. Die Grossen hätten ohnehin weniger Probleme, ihre Positionen bekannt zu machen.
Kritisch beurteilt Wehrmut dagegen das Vorhaben der «Arena»-Redaktion, die Politrunde durch Experten zu ergänzen. «Damit wird der Eindruck vermittelt, es gäbe sowas wie eine objektive Wahrheit. Das ist in der politischen Ausmarchung natürlich absurd.»
Bedenken habe er zudem gegenüber dem Anspruch der «Arena», die Gäste selber einzuladen. Bisher sei das innerhalb der Parteien ausgehandelt worden. «Es wäre schade, wenn das neue Konzept zu den immer gleichen Gästen führen würde», so der linke Politiker.
SP-Nationalrätin Nadine Masshardt bläst ins selbe Horn: «Es besteht die Gefahr, dass immer dieselben Leute eingeladen werden. Vorteile sehe ich aber darin, dass ein besserer Diskussionsfluss entsteht, da weniger Leute durcheinanderreden.»
Darin sieht auch FDP-Politiker Christian Wasserfallen einen Vorteil: «Ich finde die Konzentration auf weniger Teilnehmende gut, sofern nicht nur die Polparteien daran teilnehmen. Die Ausgewogenheit der Information ist wichtig für ein Staatsfernsehen.»