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Freitag
23.12.2016

Vermarktung

Aus einer monopolartigen Situation wurde in den letzten Jahren harter Konkurrenzkampf: Nach der Vergabe der Konzession für die Plakatwerbung der Stadt Genf an Neo Advertising will die unterlegene APG den Entscheid anfechten. Es geht nicht nur um die Plakate in Genf, sondern auch um ein deutliches Signal an den Markt.

Obwohl Neo Advertising den Zuschlag der Stadt Genf bereits am 16. November erhalten hat, kann sich das Unternehmen bis heute nicht richtig über den Gewinn freuen: «APG hat am 16. Dezember, also am letztmöglichen Tag, einen Rekurs gegen diesen Entscheid eingereicht», sagt Christian Vaglio-Giors, CEO und Mitbegründer von Neo Advertising, gegenüber dem Klein Report.

Vaglio-Giors vermutet, dass die APG nicht das Vergabeverfahren, sondern die rechtlichen Voraussetzungen selber anfechten wolle. Das bestätigt APG-CEO Markus Ehrle gegenüber dem Klein Report: «Der Hauptgrund ist ein einzigartiges, kantonal verankertes Genfer Gesetz, welches gar keinen echten Wettbewerb zugelassen hat», erklärt Ehrle.

Mit dieser Ansicht stösst der CEO der APG bei seinem Gegenüber auf wenig Verständnis: «Das Ausschreibungsverfahren lieferte allen Teilnehmenden die gleiche Chance», findet Vaglio-Giors. Zudem könne er nicht verstehen, weshalb die APG das Genfer Gesetz nicht schon im Juli angefochten hatte, als die Konzession ausgeschrieben wurde. Jetzt muss das Verwaltungsgericht des Kantons Genf über die Sache urteilen.

Bleibt es dabei, dass Neo Advertising die öffentlichen Plakatflächen in Genf bewirbt, wäre das ein klares Signal an den Markt: «Bis vor wenigen Jahren gab es keinen Wettbewerb. Die APG machte den Grossteil des Marktes aus. Heute hat sich das geändert. Städte haben bei jeder Ausschreibung die Wahl zwischen mehreren Unternehmen, darunter die APG, Clear Channel, Neo Advertising oder lokale Teilnehmer», erklärt Vaglio-Giors.

Aus der einstigen Vormacht der APG sei inzwischen ein Nebeneinander mehrerer Konkurrenten geworden: «Unternehmen wie Neo haben die Gelegenheit erkannt, in den Markt einzusteigen, der bislang von der APG dominiert wurde», erklärt Christian Vaglio-Giors.

Markus Ehrle zeigt sich gegenüber dem Klein Report wenig überrascht, dass Neo Advertising den Zuschlag von der Stadt Genf erhalten hat: «Nach der Offertöffnung war das keine Überraschung mehr», so Ehrle. «Aber Neo Advertising hat im Bereich der mengenintensiven und kleinteiligen, klassischen Plakatierung kaum Erfahrung, keinen Zugriff auf Leistungsdaten sowie keine Referenzen in vergleichbaren Gebieten. Lokal wie national», kritisiert der APG-Geschäftsführer.

Aufgrund des kurzfristigen Vergabeentscheids habe die APG «im Sinne der Werbekunden» eine für alle Seiten praktikable Übergangslösung angeboten. «Leider ohne Erfolg», wie Ehrle sagt.

Christian Vaglio-Giors sieht ebenfalls, dass die Zeit für Kunden knapp ist: «Wir bieten ihnen unsere volle Unterstützung an, damit der Umstieg so einfach ist wie nur möglich», versichert er zum Abschluss.