Mit einem flammenden Kommentar hat die stellvertretende «SonntagsZeitung»-Chefredaktorin Andrea Bleicher auf dem Tagi-Blog den geringen Frauenanteil in den Chefredaktionen angeprangt. Dies sei ganz schön dumm nicht nur für die Frauen, sondern für die ganze Branche.
«Machts doch einfach, tuts, stellt mehr Frauen an», schreibt Bleicher weiter. «Hört endlich auf zu labern. Wir schreiben das Jahr 2015, da gibt es keinen Preis mehr für die schönsten Gedankenspiele über Phantomfrauen, die dereinst Fantasie-Vorstandsposten übernehmen.»
Es fehle auch an Ressortleiterinnen, von Chefredaktorinnen ganz zu schweigen: «Wenn es um die Neubesetzung der NZZ-Führung geht, ist es selbstverständlich, dass im Reigen der genannten Kandidaten keine Kandidatin zu finden ist. Die Redaktion, die sich so mutig fühlte, als sie gegen den unliebsamen Chefredaktor in spe Markus Somm aufbegehrte, ist still. Der Aufschrei bleibt aus.»
Als zusätzliche Provokation empfindet Bleicher die Äusserung von «Tages-Anzeiger»-Chefredaktor Res Strehle, der den Frauenmangel in seiner Redaktion wie folgt zu erklären versuchte: «Es ist schwierig, geeignete Frauen zu finden.» Und: «Es mangelt in erster Linie an Erfahrung.» Gemäss Bleicher sei dies «totaler Bullshit!»
Bleicher hat mit ihrem Blog in ein Wespennest gestochen. Das Thema Frauenquote schürt Kommentare jeglicher Couleur und mündete gemäss persönlich.com unter der Leitung von Edith Hollenstein am Montag in einen offenen Brief von 85 Journalistinnen und Journalisten verschiedener Verlage an Schweizer Verleger und insbesondere an Res Strehle.