Ein weiteres Schweizer Verlagshaus kehrt der angeschlagenen Vermarktungsfirma Publicitas den Rücken: Auch die AZ Medien haben beschlossen, die Zusammenarbeit mit der «P» per sofort zu beenden.
Nach Tamedia, Admeira und NZZ setzt nun auch das Aargauer Medienhaus nicht mehr auf die Publicitas. Ist dies der endgültige Todesstoss für die Publicitas?
«Die AZ Medien informieren heute ihre Kunden über die aktuelle Situation bezüglich der Publicitas und den Zahlungsrückständen», schreibt der Verlag am Freitag in einem Communiqué. Man bedaure diesen Schritt, zu dem sich die AZ Medien «nach den Entwicklungen in den letzten Monaten aber leider gezwungen sehen.» Alle Werbekunden würden angehalten, ihre Buchungen per sofort direkt bei AZ Medien zu platzieren.
Schon am Mittwoch machte auch Tamedia den Aufruf, dass man als Kunde keine Rechnungen mehr direkt bei der Publicitas bezahlen soll. Am Donnerstag folgten dann Admeira gemeinsam mit Ringier und Axel Springer Schweiz und die NZZ Media Solutions AG, als zentrale Vermarktungsorganisation der NZZ-Mediengruppe. Alle Verlagshäuser sahen sich aufgrund von Ausständen gezwungen, die Zusammenarbeit mit der Werbevermarkterin für den Schweizer Printwerbemarkt zu beenden.
Auch die Somedia von Verleger Hanspeter Lebrument klärt ab, wie es mit (oder ohne) Publicitas in Zukunft weitergehen soll. «Wir befinden uns im Gespräch mit anderen Verlegern und führen zurzeit intensive Diskussionen», sagt Andrea Masüger, Noch-CEO des Verlagshauses Somedia, gegenüber dem Klein Report.
Masüger bestätigte dem Klein Report auch, dass Publicitas auch der Somedia noch Geld schuldet. Weil das Südostschweizer Medienhaus aber nicht so viel über die P mache, würden die Ausstände nicht so ins Tuch gehen wie bei den anderen Verlagshäusern.
Thomas Kundert, der Geschäftsführer des Werbe- und Nutzermarkts von Somedia, sagt zur Problematik, dass man von Publicitas nun eine Stellungnahme zum weiteren Vorgehen erwarte.
Vonseiten der Publicitas war am Donnerstag nicht viel zu erfahren. Nach zahlreichen Kontaktversuchen des Klein Reports meldete sich die Kommunikations- und Marketingverantwortliche von Publicitas, Elisabeth Aubonney: «Es gibt leider noch nichts Neues, wir sind bemüht, möglichst rasch zu informieren.»
Ein Dutzend Kunden der Publicitas wollten am Donnerstag gegenüber dem Klein Report keine Stellung nehmen über das sich zuspitzende Drama. Der Verband Schweizer Medien (VSM) spricht gegenüber dem Klein Report von «keiner guten Entwicklung». Mehr wollte der Geschäftsleiter des Verbands, Andreas Häuptli, aber auch nicht sagen. «Wir werden uns Anfang kommender Woche mit einer Stellungnahme melden.»
«Für die Reputation einer Firma ist es tödlich, wenn drei Marktteilnehmer sich öffentlich vom Unternehmen abkehren», sagt der Publizist Karl Lüönd. «Die Botschaft der Verlage war klar: Mit der ´P` kann man nicht mehr geschäften», so Lüönd, der ein Buch über die Publicitas geschrieben hat. «Was heute stattfindet, ist die öffentliche Hinrichtung eines überholten Geschäftsmodells», wie der frühere Chefredaktor und zeitweilige Verleger der «ZüriWoche» es gegenüber dem Klein Report formuliert. Die Kosten der Publicitas seien mit dem geschrumpften Vermittlungsgeschäft offenbar nicht mehr zu decken gewesen: «Wenn sich die grössten Verlagskonglomerate von der ´P` distanzieren, dann ist das der Todesstoss für die Firma.»