Content:

Dienstag
31.01.2012

«Aufgrund der negativen Aussichten im 2012 hat die Chefredaktion den Auftrag erhalten, alle Kostenstellen nochmals zu durchleuchten und die Kosten zu senken.» Das hörten die Redaktionsangestellten in der Dienstagssitzung der «Sonntagszeitung» am 13. Dezember 2011. Das betreffe nicht nur die «Sonntagszeitung», «sondern sämtliche Unternehmensbereiche», hiess es damals. «Dies bedeutet nicht, dass es uns schlecht geht. Im Gegenteil: Es ist eine Massnahme, damit wir im veränderten Umfeld im 2012 wirtschaftlich weiterhin in einer starken Position sind», hiess es im damaligen Redaktionsprotokoll.

Seit dieser Tamedia-Information sind 48 Tage ins Land gezogen. Und jetzt tönts so: «Aufgrund schlechter Wirtschaftsprognosen hat der VR der Tamedia Ende 2011 eine weitere Sparrunde beschlossen und für sämtliche Produkte Sparvorgaben erlassen.»

Die beiden Co-Chefredaktoren des «Tages-Anzeigers», Res Strehle und Markus Eisenhut, teilen ihren «lieben Kolleginnen und Kollegen» mit, dass der «Tagi» «zu einer Budgetreduktion von rund 600 000 Franken verpflichtet» worden sei. In Diskussion mit den Ressortleitern habe sich die Chefredaktion für zwei Massnahmen entschieden: «Reduktion der Börsenlisten von drei auf eine Seite bei gleichzeitiger Stärkung der Eigenleistung», heisst es in dem internen Mail, das dieser Tage an die verdutzten Redaktionsmitglieder verschickt worden ist.

Die Regionalsport-Berichterstattung wird halbiert - auf drei Erscheinungstage. Damit sei «ein Abbau von 200 Stellenprozenten» verbunden. Aber, man muss es den Tamedia-Managern lassen, im tiefsten Elend, entdecken sie etwas Gutes: «Zudem profitiert der TA von einem Sondereffekt bei einer Personalmutation.» Tamedia suche für die betroffenen Mitarbeiter aus dem Regionalsportteil interne Lösungen.

Der Klein ist jetzt schon gespannt, wie die Sitzung vom 31. Januar verlaufen wird. Zu dieser «Groko» haben Res Strehle und Markus Eisenhut ihre verdutzten Kollegen «herzlich eingeladen» ... «um euch unsere Überlegungen zum Thema im Detail darlegen zu können».

Wenn da nur nicht der Krug so lange zum Brunnen geht, bis er bricht, kommentiert hier der Klein Report das Geschehen. In letzter Zeit hat die Schweizer Wirtschaft einige Fälle erlebt, wo Manager die Bodenhaftung verloren haben.

Die Tamedia-Manager um Verleger Pietro Supino schwingen nicht nur die Rentabilitätskeule, auch die Übernahme des Schweiz-Geschäftes der Westschweizer Edipresse ist für den Tamedia-Konzern ein grosser Brocken. Den gilt es zu verdauen und zu bezahlen: Im April gab Tamedia bekannt, für die ersten beiden Beteiligungsschritte 207,3 Millionen bezahlt zu haben. Die restlichen 49,9 Prozent schätzte Tamedia damals auf 269,8 bis 330,2 Millionen Franken (in bar sowie 250 000 Tamedia-Aktien), die über einen Zeitraum von zwei Jahren fällig werden.