Jahrelang soll Alice Schwarzer eine erhebliche Geldsumme in der Schweiz gebunkert haben, ohne dass der deutsche Fiskus davon wusste. Nach «Spiegel»-Informationen vom Wochenende hat die Feministin Selbstanzeige erstattet und eine sechsstellige Summe nachgezahlt.
Die Herausgeberin der Frauenzeitschrift «Emma» und streitbare Feministin hat den Steuerbehörden gegenüber den Steuerhinterzug aufgedeckt. Schwarzer erstattete die Selbstanzeige dem Vernehmen nach im vergangenen Jahr, in dem es immer wieder Medienberichte über neue Steuer-CDs und Schwarzgeldkonten im Ausland gegeben hatte. Dadurch waren auch zahlreiche Anleger mit Konten in der Schweiz aufgeschreckt worden.
Nach Medieninformationen soll die «Emma»-Herausgeberin 200 000 Franken nachgezahlt haben, um ihre Steuerpflicht zu erfüllen. Darin enthalten sei auch ein Sicherheitspuffer gewesen, den Steuersünder in solchen Fällen in der Regel vorsichtshalber zahlen, damit die Selbstanzeige nicht wegen einer möglicherweise falschen Berechnung der Steuerschuld unwirksam wird.
Tatsächlich deutet alles darauf hin, dass Schwarzer im Gegensatz zu Hoeness keine verunglückte Selbstanzeige unterlaufen ist, die zur Unwirksamkeit hätte führen können. So entfällt bei ihr wegen tätiger Reue der Schuldvorwurf der unterbliebenen Steuerzahlung, wie das Magazin «Spiegel» kommentiert.
Nach Ex-«Zeit»-Herausgeber Theo Sommer, der gerade wegen Steuerhinterziehung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, wird zum zweiten Mal in kurzer Zeit eine moralische Instanz der deutschen Presse wegen einer Steuerangelegenheit auffällig.
Alice Schwarzer hatte sich in der Vergangenheit wiederholt kritisch zum deutschen Steuersystem geäussert, weil das Ehegattensplitting Frauen in die Unselbstständigkeit dränge und den Fiskus gleichzeitig jedes Jahr Milliarden koste.