Digital ist alles, heisst es an vielen Fronten. Nicht so konsequent ist Alexander Theobald (56), seit 1. April 2020 CEO von Ringier Axel Springer Schweiz AG (RASCH).
Der Sohn des einstigen Co-Geschäftsführers des Spiegel-Verlages und Gründer von «Twen» und «Capital» Adolf Theobald begann seine Karriere als Journalist beim «Blick», um sein Studium der Geisteswissenschaften zu finanzieren.
Alexander Theobald sagt in der Oktober-Ausgabe des Unternehmensmagazins «DOMO» des Ringier Verlages: «Als Nachrichten-Redaktor war ich vor allem als Rewriter tätig, also als klassischer Umschreiber».
Im grossen Titelstory-Interview gibt Theobald im Hausblatt bereits auf dem Titelbild ein äusserst interessantes Statement zum Besten, quasi ein Credo: «Ich glaube an die Zukunft von Zeitschriften». Dabei war das Ziel des gebürtigen Hamburgers, eines Tages Profi-Musiker zu werden.
«Ich spielte Fagott, war mir aber relativ schnell sicher, dass ich nicht gut genug bin.» Als ihm nach ersten journalistischen Schritten ein bekannter deutscher Journalist kundtat, mit seiner Schreibe würde er nicht sehr weit kommen, «wechselte ich», so Theobald, «ins Verlagsgeschäft, da hat es, glaube ich, ganz gut geklappt».
Der Herr im Medienpark an der Flurstrasse 55 in Zürich-Altstetten, wo die Redaktionen der RASCH-Zeitschriften- und Zeitungen ihren Sitz haben, wie die «Schweizer Illustrierte», «Tele», «GlücksPost», «Bilanz» «Handelszeitung», das Wirtschafts- und Finanz-Portal «Cash», glaubt, wie bereits erwähnt, an die Zukunft der Zeitschriften.
Vom Modell anderer Medienhäuser, Redaktionen verschiedener Couleurs zusammenzulegen, hält der Verlagsmanager nichts. «Es können nicht dieselben Leute eine ‚Schweizer Illustrierte‘ und eine ‚GlücksPost‘ produzieren. Gleiches gilt für ‚Handelszeitung‘ und ‚Bilanz‘. Jedes Produkt hat seine Identität, seine Seele. Davon lebt eine Marke. Diese Eigenständigkeit muss sein.»
Als CEO von Ringier Axel Springer Schweiz und Chef Operating Officer trägt Theobald auch die Verantwortung für Ringier Schweiz und damit für die neue Vermarktungs-Einheit Ringier Advertising, die kürzlich ihre Arbeit aufgenommen hat und in den vergangenen Jahren kaum zur Ruhe gekommen ist. Theobald: «Bei der 100-Prozent-Übernahme von Admeira durch die Ringier AG gaben wir bekannt, dass die Vermarktung der Ringier- und RASCH-eigenen Print- und Digitalangebote künftig in Eigenregie erfolgt und sich Admeira auf die TV-Vermarktung konzentriert.»
Um den komplexen Prozess abzuschliessen, habe es mehrere Monate gebraucht. Theobald ist überzeugt, dass Ringier «in dieser Konstellation richtig aufgestellt ist und sich Ringier Advertising im Markt schnell etablieren wird».
Auf die Frage, welche Vorteile sich Ringier von dieser neuen Lösung verspricht, meint Theobald: «Zentral ist, dass die Vermarktung wieder viel näher beim Inventar ist». Ein Drittvermarkter gucke immer auf seine Kommission, der Inventargeber hingegen auf die Maximierung seines Umsatzes. «Es ist relativ einfach: Wenn ein Drittvermarkter eine Million mehr Umsatz machen kann, wird er dafür eine Person anstellen. Ein Inventargeber hingegen kann für eine Million Umsatz vier Mitarbeitende einstellen. Deshalb macht es Sinn, wenn die Vermarktung von Digital und Print wieder ganz nahe beim Inventargeber ist.»
Als Mitglied im neu geschaffenen Diversity- und Inclusion Board ist Alexander Theobald stolz auf den einmalig hohen Frauenanteil in der Redaktion der «Schweizer Illustrierten». «Dass wir in allen Bereichen mehr Frauen nach vorne bringen, das ist mir ein persönliches Anliegen. Weil Frauen anders funktionieren als Männer. Frauen bringen eine andere Sicht und eine andere Arbeitsmethodik an den Tag.»
Ergo dürfe man nie den Fehler machen, nur Leute um sich herum zu dulden, welche die gleiche Denke haben wir man selbst.