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Samstag
01.04.2017

Vermarktung

Martin Schneider: «Ein geplanter Abgang»

Martin Schneider: «Ein geplanter Abgang»

Knall auf Fall verlässt CEO Martin Schneider das Vermarktungskonstrukt Admeira. Bereits per 4. April wird der ehemalige Publisuisse-Chef seinen Sessel räumen.

«Interimistisch übernimmt die Geschäftsleitung mit Marc Sier, Chief Operating Officer, Arne Bergmann. Chief Sales Officer, und Beatrice Kniel, Chief Marketing Officer, die Führung von Admeira», gab Admeira, das aus der staatlichen Swisscom, der gebührenfinanzierten SRG und Ringier besteht, am Freitag erst gegenüber Nachfrage des Klein Reports bekannt.

Marc Sier amte als Primus inter pares, heisst es da etwas lächerlich formuliert in der Mitteilung. Schneider verlasse das Unternehmen «per 4. April 2017 aus familiären Gründen». Auf Nachfrage des Klein Reports bei Romi Hofer, Sprecherin von Admeira, sagte diese: «Martin Schneider wolle mehr Zeit mit der Familie verbringen.» Und es handle sich nicht um einen Abgang «Knall auf Fall», denn Schneider habe schon Anfang Jahr das Thema im Verwaltungsrat thematisiert.

Marc Sier wiederum ist ein Jungspund, der von der Swisscom kommt, und einer der aggressiven Treiber des auf dem Reissbrett erfundenen Vermarkters ist. Der fachlich komplett unbedarfte SRG-Generaldirektor Roger de Weck lancierte vor Monaten die Idee in der Entwicklungsphase mit dem Projektnamen «Tell». Alles weit weg von Swisscom-Konzerleiter Urs Schaeppi, für den Big Data und dessen Vermarktung genauso böhmische Dörfer sind.

Auch im Gespräch mit dem Klein Report unterstrich Schneider den familiären Aspekt: «Für mich war es ein geplanter Abgang. Ich habe Marc Walder Anfang Jahr mitgeteilt, dass ich per April zurücktreten möchte.» Die Aufbauphase von Admeira habe über zweieinhalb Jahre gedauert. «Es gab eine Aufbauphase, Richtungsentscheide und nun das Zügeln an einen gemeinsamen Standort in Zürich. Wir haben insgesamt vier Firmen zusammengeführt. Da ist meine ganze Energie hineingeflossen», so Schneider weiter. «Es gibt verschiedene Dinge im Leben und dazu gehört auch die Familie, deshalb war es für mich ein sehr rationaler Entscheid.»

Sein Büro wird Schneider nächste Woche räumen. «Bis Ende Jahr werde ich noch als Berater für den Verwaltungsrat zur Verfügung stehen», sagte Schneider gegenüber dem Klein Report.

Erste deutliche Krisenzeichen gab es bei Admeira nach Recherchen des Klein Reports Ende Januar, als der Klein Report publik machte, dass im Salesbereich und im Marketing 11 Personen entlassen worden waren. Entlassungen in einer Aufbauphase?, die Branche horchte auf. Bei Admeira wollte man die Abgänge nicht publik machen und unter den Teppich kehren.

Zuvor hat Ende 2016 schon der solide Online-Vermarktungsmann Philipp Scheidegger den Hut genommen. Auch das wurde nur durch Recherchen des Klein Reports publik. Scheidegger wechselte dann Mitte Februar zum Admeira-Mitglied Ringier – als Digitalchef der Blick-Gruppe.

Wochen später hat sich das Klima bei Admeira gemäss Recherchen des Klein Reports nicht sonderlich verbessert. Der Druck von oben, speziell auch von Ringier-Seite sei enorm, so ein Admeira-Kader gegenüber dem Klein Report. «Die Spitze ist sich absolut nicht einig, wohin die Reise geht. Unter anderem, weil wir einen Gemischtwarenladen anbieten.»

Der gesamte Umsatz der reinkommt, muss durch drei geteilt werden. Wird aber Umsatz über Direktbuchungen der einzelenen Firmen generiert, so bleibt das Geld mehrheiltich beim jeweiligen Unternehmen. Der grosse Verlierer kann nur Ringier sein, denn die beiden staatsnahen Firmen können nicht untergehen.

Wissenswert: Das «Klein Report Whistleblower-Phone»