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Mittwoch
13.06.2012

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Er ist einer der berühmtesten Opernplakatgrafiker der Welt, seit Langem und sehr erfolgreich: Mit einer Ausstellung der Originalentwürfe zu seinen legendären Plakaten in der Galerie Vogtei Herrliberg schliesst K. Domenic Geissbühler seine Zusammenarbeit mit dem Opernhaus Zürich ab.

Den krönenden Abschluss bildet ein Plakat zur Oper «Mathis der Maler» von Paul Hindemith, die 1938 in Zürich ihre Welturaufführung erlebte. Das Ende der Ära Alexander Pereira am Opernhaus Zürich ist zugleich das Ende der Ära Geissbühler mit unzähligen und einzigartigen Opernplakaten, von denen jedes einzelne ein Kunstwerk ist.

Seine Plakate wurden in Ausstellungen rund um den Erdball gezeigt und trugen ihm unzählige internationale Preise ein, darunter die Toulouse-Lautrec-Medaille der Plakat-Triennale Essen, den grossen Plakatpreis der Biennale in Lahti, Finnland, und die Gold- und Silber-Awards des Art Directors Club New York und zahlreiche Gold-, Silber- und Bronzewürfel beim Art Directors Club Schweiz.

Vor einem Jahr nahm die neue Opernhausmannschaft um den künftigen Direktor Andreas Homoki ihre Arbeit auf und schrieb den Etat neu aus. Geissbühler wurde zwar zusammen mit vier Agenturen aus Bern und Zürich zu einer Konkurrenzpräsentation eingeladen. «Das muss ich mir nicht antun», sagte er sich aber und beschloss, am Pitch nicht teilzunehmen.

Doch Tochter Nadine Geissbühler, früher bei Publicis und seit nunmehr sieben Jahren Atelierpartnerin ihres Vater, erhob Einspruch: «So kampflos, dachte ich, sollten wir das Feld dann doch nicht räumen.» Gemeinsam mit ihrem Team erarbeitete sie ein Konzept, welches das ungeschriebene Gesetz in der Werbebranche, dass ein neu ausgeschriebener Etat nie bei seinen Haltern bleibt, Lügen strafte: Studio Geissbühler gewann den Pitch.

Doch Nadine Geissbühler wird nicht die Plakatkünstlerin werden, wie es ihr Vater ist: «Die Zeiten sind anders, heute sieht sich der Kunde genauso als Koch wie der Künstler. Man wollte eine Art Gestaltungsraster, ein CI, das immer gleich bleiben wird, einzig das Sujet, also die Oper, wird sich ändern.»

Und weil diese doch sehr marketingorientierte Ausrichtung sich nur bedingt mit einer künstlerischen Zusammenarbeit vereinbaren liess, hat Nadine Geissbühler das gesamte gestalterische Paket ans Opernhaus verkauft. Während fünf Jahren wird dort nun mit diesem Konzept gearbeitet werden. «Ich glaube, das ist gut so», meint sie gegenüber dem Klein Report, «denn wir verstehen uns als kreativer und künstlerischer Partner und nicht nur als Dienstleister. Unsere Arbeit ist getan, jetzt kann das Opernhaus damit machen, was es möchte.»

Nadine Geissbühler arbeitet zurzeit gerade am neuen Filmplakat von Bettina Oberli, einer neuen Verpackung für einen Dessert von Kern&Sammet, sie definiert die Zürcher Hüppen neu, kreiert Speziallaibe für Emmentaler Käse oder bemalte für die Swiss den Airbus A340 im Flower-Power-Stil, welcher letztes Jahr durch die Lüfte flog. «Die Zeit für kreative Ideen zu nutzen, das ist das Ziel. Und wenn die Chemie zwischen allen Beteiligten stimmt, dann kann man sogar zusammen auf den Mond fliegen.»