Die Werbevermarkterin Publicitas befindet sich in provisorischer Nachlassstundung. Am Donnerstagnachmittag wurde in Opfikon vom Verwaltungsratspräsident der Publicitas die (übriggebliebenen) Verleger eingeladen. Die sich in Gründung befindende neue Konkurrenz fokussiert sich in der Zwischenzeit auf den Start ihrer neuen Abwicklungsplattform.
Der Antrag auf provisorische Nachlassstundung ist vom Bezirksgericht Bülach am Donnerstag bestätigt worden. Dies sagte Publicitas-Finanzchef Carsten Brinkmeier gegenüber der SDA. Gleichzeitig empfing die Publicitas am Donnerstagnachmittag die wichtigen Entscheidungsträger von Verlagen und Kunden der «P». Die Einladung wurde vom Publicitas-Verwaltungsratspräsident Jörg Nürnberg höchstpersönlich unterschrieben. Neben Nürnberg unterzeichnete das Schreiben auch Carsten Brinkmeier.
Wer dem angeschlagenen Unternehmen aktuell noch die Stange hält und der Einladung von Publicitas Folge leistete, ist unbekannt. In den letzten Tagen, haben aber immer mehr Unternehmen der «P» die kalte Schulter gezeigt. Offiziell heisst es in der Einladung zum Verlegeranlass: «Aufgrund der Ereignisse der letzten Woche haben wir einen Sanierungsplan erarbeitet und heute beim Gericht eingereicht, dessen Entscheidung wir bis zum Verlegeranlass erwarten.» Über den Plan, «welcher die zukünftige Zusammenarbeit im Details aufzeigt», werde am Anlass informiert.
Was den Verlegern und Kunden im Publicitas-Hauptsitz am Donnerstag genau verklickert wurde, möchte Elisabeth Aubonney, Marketing- und Kommunikationschefin bei Publicitas, erst am Freitag offiziell bekannt geben, wie sie gegenüber dem Klein Report sagte.
Auf die Frage, ob Tamedia an dem Anlass teilnahm, antwortete Unternehmenssprecher Christoph Zimmer: «Wir stehen in regelmässigem Kontakt mit der Publicitas, um den Schaden für die Branche so gering wie möglich zu halten.» Man wollte diese Kontakte aber nicht kommentieren und konzentriere sich in erster Linie darauf, gemeinsam mit den Partnern zeitnah eine offene Abwicklungsplattform zur Verfügung zu stellen.
Jürg Weber, der designierte Verwaltungsratspräsident der neuen Schweizer Werbevermarkterin, war nicht an der Infoveranstaltung der Publicitas dabei, weil er sich gerade im Ausland aufhält. «Es entzieht sich meiner Kenntnis, wer von unserer Gruppe angeschrieben wurde und der Publicitas-Einladung folgt», so Weber gegenüber dem Klein Report.
In internen Kreisen herrscht ein Redeverbot: Den fünf Publicitas-Mitarbeitenden, die der Klein Report kontaktierte, sind weder Stellungnahmen zum Sanierungsplan, noch Kommentare zu allfälligen Änderungen zu entlocken. Sie durften ebenfalls keine Auskunft zu möglichen Entlassungen geben.