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Mittwoch
03.04.2019

TV / Radio

Fernsehen reizt am meisten zu Kritik

Fernsehen reizt am meisten zu Kritik

Viel Arbeit für die SRG-Ombudsstelle: 419 Beanstandungen des Programms von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) wurden im letzten Jahr eingereicht. Weitaus am meisten Unmut weckte das Fernsehen. Die Kritik an Radio SRF 3, an Sport-Sendungen und an «Schawinski» wurde vom Ombudsmann überdurchschnittlich oft unterstützt.

Seit 1992 gab es nur in den Jahren 2014 und 2017 mehr Beanstandungen als 2018. Rechnet man bei den Ausreissern von 2014 und 2017 die Sendungen heraus, die allein Hunderte von Beanstandungen auf sich gezogen hatten, dann wäre 2018 sogar ein Rekordjahr, wie aus dem von Ombudsmann Roger Blum verfassten Jahresbericht hervorgeht.

Es sei ein Jahr voller «emotionaler Erregungen» gewesen, heisst es in dem 40-seitigen Bericht. Das habe sich auch auf die Zahl der Beanstandungen ausgewirkt: Ob im Vorfeld der «No Billag»-Initiative, bei der Doppeladler-Diskussion während der Fussballweltmeisterschaft oder im Nachhall zur Sendung «Top Secret», in der Moderator Roman Kilchsperger den Musiker Peter Reber aufgefordert hatte, den Brustumfang von vier Schweizer Models einzuschätzen.

Mit 77 Prozent wurde den SRF-Beiträgen weitaus am häufigsten mangelnde Sachgerechtigkeit vorgeworfen, das heisst, sie wurden als tendenziös oder unvollständig gewertet.

14 Prozent der Kritik kreidete SRF Diskriminierung an. Die Verletzung des Jugendschutzes, sittlicher Vorstellungen oder religiöser Gefühle wurde in 5 Prozent der Beiträge beanstandet, fehlende Vielfalt, Gewalt oder Schleichwerbung kamen als Kritikpunkte nur vereinzelt vor.

Fast drei Viertel der Beanstandungen richteten sich gegen Fernsehsendungen. Das ist ähnlich viel wie in den Jahren zuvor. Knapp ein Fünftel betrafen Radiosendungen und ein Vierzigstel die Online-Publikationen.

Die Kritik am Fernsehen richtete sich vor allem gegen die «Tagesschau» mit 47 betroffenen Sendungen, «10vor10» (29 Sendungen) und die «Arena» (17), gefolgt vom Polit-Magazin «Rundschau» (14), diversen Sportsendungen (12) und dem «Kassensturz» mit 8 kritisierten Sendungen.

Im Radio führt das «Echo der Zeit» mit 15 beanstandeten Sendungen die Rangliste an, gefolgt von «Heute Morgen» und den «Nachrichten» (8) sowie «Rendez-vous» und «Tagesgespräch» mit 5 Sendungen.

Viele dieser meist kritisierten Sendegefässe haben aus Sicht vom Ombudsmann «ausgezeichnet» abgeschnitten. Dies, weil er deutlich über 80 Prozent der Beanstandungen nicht unterstützen konnte.

Dagegen sei die Bilanz «nicht so erfreulich» für Radio SRF 3, für den Sport und für «Schawinski». Hier wurden über 25 Prozent der Beanstandungen ganz unterstützt, deutlich mehr als im Durchschnitt.

Über alles gesehen wies der Ombudsmann im letzten Jahr 81 Prozent der Beanstandungen zurück. Das sei eigentlich ein «gutes Zeugnis», bescheinigte Roger Blum den SRF-Redaktionen.

Doch man könne die Zahl auch umdrehen: «18,6 Prozent ganz oder teilweise unterstützte Beanstandungen sind eigentlich zu viel, beim Radio gar über ein Viertel! Das Ziel müsste sein, noch perfekter zu arbeiten, auch wenn immer klar ist, dass keine menschliche Tätigkeit fehlerlos verläuft.»