Content:

Dienstag
09.04.2013

Dominik Kaiser, der Chef von 3 Plus, wehrt sich auch nach der Veröffentlichung der Expertenberichte von Mediapulse gegen das neue TV-Messsystem. Der Überprüfungsauftrag und das Überprüfungsverfahren seien intransparent, die Experten nicht unabhängig und die beiden Expertenberichte nicht geeignet, die Korrektheit der Kantar-Messdaten zu bestätigen, so Kaiser. «Nach den bisher aufgetauchten groben Fehlern fordern wir von Mediapulse eine wirklich unabhängige Überprüfung aller offenen Fragen zum neuen System.»

Kaiser wirft Mediapulse unter anderem vor, dass die Experten keine Nutzungsdaten aus dem aktuellen System überprüft hätten und das System nicht «im laufenden Betrieb unter realen Schweizer Umständen bei grosser TV-Nutzung und der sehr grossen Sendervielfalt» getestet worden sei. «Das ist fahrlässig», sagte er. Ausserdem bestehe bei der Anzahl IPTV-Haushalte in der Schweiz ein grosser Unterschied zwischen den Zahlen aus der Mediapulse-Studie New Establishment Survey (NES), die als Basis diene, und den «in Wirklichkeit abgesetzten» Geräten.

«Ob die Zahlen aus der Mediapulse-Studie richtig erhoben wurden und diese der Realität entsprechen, haben die Mediapulse-Experten nicht überprüft. Leider sind die Zahlen aus den Mediapulse-Studien nicht richtig», so Kaiser. Mediapulse habe lediglich überprüfen lassen, ob sie die Zahlen ihrer Studie richtig ins neue Panel übertragen hätten.

Die Kritik Kaisers zielt aber auch auf Kantar, den Anbieter des neuen Systems. Die Firma habe erst im letzten Sommer in der Schweiz eine Filiale gegründet und kenne die komplexen Schweizer Verhältnisse zu wenig, so der 3-Plus-Chef. Selbst die Experten hätten betont, wie komplex der Schweizer TV Markt (viele Sender, unterschiedliche Sender mit gleichen Inhalten, etc.) sei und dass es unumgänglich sei, zusätzliche Editing Rules zu definieren.

Eine komplette Prüfung ist laut den 3-Plus-Verantwortlichen in so kurzer Zeit nicht möglich gewesen. Die Experten hätten beispielsweise nicht überprüft, ob Werbeblöcke und Programme, die auf mehreren Sendern ausgestrahlt werden, richtig zugeordnet würden. Nicht kontrolliert worden sei zudem, ob die Kantar-Messdaten durch eine Paralleluntersuchung bei anderen Haushalten mit einer anderen Methode bestätigt wurden.

Dominik Kaiser hält deshalb an der superprovisorischen Verfügung fest. Er will weiter - auch mit juristischen Mitteln - «für korrekte TV-Nutzungsdaten und für ein fehlerfreies System» kämpfen. «Nach den bisher aufgetauchten groben Fehlern fordern wir von Mediapulse eine wirklich unabhängige Überprüfung aller offenen Fragen zum neuen System, und zwar fundiert von anerkannten Experten, die mit dem System und der Schweiz vertraut sind», so Kaiser. Mediapulse soll einen umfangreichen Anforderungskatalog von 3 Plus erhalten.

Mehr dazu: Grosse Probleme bei den Schweizer Privatsendern: Differenz bei den Ratings der Regionalsender beträgt bis über 70 Prozent und TeleZüri veröffentlicht als erster Privatsender die neuen Zuschauerzahlen