Das Pendlerblatt «20 Minuten», lange ein zuverlässiger Einnahmengarant für den Medienkonzern, treibt den Tamedia-Bossen plötzlich Sorgenfalten auf die Stirn: Laut CEO Christoph Tonini hat das Medium im letzten Jahr über 10 Millionen Franken Umsatz eingebüsst.
Die Print-Werbeeinnahmen von «20 Minuten» waren sogar im zweistelligen Bereich rückläufig, wie Tonini am Dienstagmorgen bei der Präsentation der Geschäftszahlen vor den Medien sagte.
«Das kommt sehr überraschend, wir haben noch keine schlüssige Erklärung», sagte der CEO auf Nachfrage des Klein Reports zum Werberückgang. Die Verwunderung bei Tonini und Co. ist umso grösser, weil die Negativentwicklung «ohne Leistungsrückgang» erfolge, wie er sagte.
Denn ganz anders als beispielsweise der «Tages-Anzeiger» oder die «SonntagsZeitung» konnte «20 Minuten» die Reichweite – Print und Digital zusammengerechnet – im letzten Jahr halten, ja sogar noch etwas ausbauen.
Dass «20 Minuten» im Printwerbemarkt trotzdem so stark verliert, kommt mit Blick auf das aktuelle Marktumfeld nicht unbedingt überraschend. Was nun aber erschwerend hinzukommt: Die Rückgänge können offenbar nicht mehr durch steigende Einnahmen aus dem Digitalbereich kompensiert werden.
Noch im letzten Jahr bezeichnete Verleger und Verwaltungsratspräsident Pietro Supino das Pendlerblatt als «weltweit herausragendes Beispiel für eine erfolgreiche Transformation». Damals gelang es noch, mit digitalem Wachstum die Kohlen aus dem Feuer zu holen.
Nun scheint die Zitrone ausgequetscht: Das Segment Pendlermedien und Vermarktung von Tamedia verzeichnete 2018 einen organischen Umsatzrückgang von 7 Prozent – vor allem wegen «20 Minuten». CEO Christoph Tonini wirkte etwas ratlos: «Ich hoffe, dass das ein einmaliger Effekt war.»