Die reichweitenstarke Pendlerzeitung ist von der Ausbreitung des Coronavirus stark betroffen. Die Print-Auflage von «20 Minuten» ist eingebrochen und der Umfang musste reduziert werden. Ähnlich sieht es bei anderen Tamedia-Titeln wie dem «Tages-Anzeiger» aus.
Das Coronavirus legt das öffentliche Leben lahm, fast niemand pendelt mehr zur Arbeit. Wer kann, arbeitet im Homeoffice. Das wirkt sich auch auf die Pendlerzeitung «20 Minuten» aus: «Die Auflage bei der Printausgabe ist um einen Drittel zurückgegangen», erklärte Nicole Bänninger, Stv. Leiterin Kommunikation, auf Nachfrage des Klein Reports.
Neben dem Auflageneinbruch haben sich auch die Umfänge reduziert. Das liege gemäss Bänninger einerseits am «Rückgang bei den Inseraten» und andererseits am «veränderten Newsangebot». So musste auch das Inhaltskonzept der neuen Situation angepasst werden.
Selbst bei den «20 Minuten»-Verteilboxen zeigen sich erste Auswirkungen der «ausserordentlichen Lage», in der sich die Schweiz befindet. «Bei den Boxen stellen wir fest, dass einige weniger gut laufen als sonst, andere dagegen wiederum besser», so die Firmensprecherin. Zudem werde «im Hinblick auf eine allfällige Ausgangssperre» auch geprüft, einzelne Boxen möglicherweise zu verschieben.
Dafür verzeichnet die Webseite 20min.ch seit dem Ausbruch des Coronavirus und insbesondere seit dem ersten bestätigen Fall in der Schweiz «sehr viel mehr Traffic». Die Zugriffszahlen hätten sich in kürzester Zeit fast verdoppelt.
Bei den Tamedia-Bezahltiteln wie beispielsweise beim «Tages-Anzeiger» schnellen die Online-Aufrufe ebenfalls in die Höhe: «Wir haben noch nie auch nur annähernd so viele Leserinnen und Leser erreicht wie im Moment. Auf besonders grosses Interesse stossen vertiefende Artikel, Daten-Analysen und Service-Artikel», sagte Nicole Bänninger gegenüber dem Klein Report weiter.
Doch wie bei «20 Minuten» brechen auch hier die Werbeeinnahmen weg. Zudem gebe es Themen wie der Sport, bei dem sich die Nachrichtenlage «schlagartig» verändert habe. «Wir reagieren darauf teilweise mit leichten Umfangreduktionen und räumen mehr Patz für die aktuelle Berichterstattung frei.»
In den Tamedia-Druckzentren wird derweil unter Einhaltung der Vorgaben des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) weitergearbeitet. Wo möglich werden Mitarbeitende in getrennte Räumlichkeiten aufgeteilt. Personen, die zu einer Risikogruppe gehören, wurden beurlaubt, so Nicole Bänninger.
Zur Aufrechterhaltung der Druckproduktion und zur Sicherstellung der Lieferketten wurden «die bereits existierenden Notfallpläne ergänzt»: «Unter anderem wurden die Lagerbestände für Rohstoffe, Hilfsstoffe und weiterer zur Produktion benötigter Materialien erhöht.»
Allerdings könne es zu Lieferverzögerungen kommen, da die Post zum Schutz der Risikogruppen in der Frühzustellung keine Personen ab 65 Jahren mehr einsetze.