Content:

Mittwoch
21.02.2018

TV / Radio

my105: Giuseppe Scaglione & Paola Libera

my105: Giuseppe Scaglione & Paola Libera

Am 17. Februar 1998 geht Radio 105 vom basellandschaftlichen Muttenz aus auf Sendung. Am letzten Samstag feierte 105-Gründer Giuseppe Scaglione im Zürcher Club Aura den 20-jährigen Geburtstag.

Im Gespräch mit dem Klein Report erzählt er aus der turbulenten Geschichte des Deutschschweizer Jugendradios - eine Geschichte, die auch ein paar würzige Häppchen aus der Zürcher Radiolandschaft bereithält.

Die erste Knacknuss in der Entwicklung des Senders, der mit einem Kabelprogramm gestartet war, war der Kampf um eine UKW-Frequenz. «Zehn Jahre lang kämpften wir mit allen legal zur Verfügung stehenden Mitteln für unsere UKW-Frequenz - sogar mit Gerichtsverfahren gegen das Uvek und Konkurrenten, die wir allesamt gewannen», sagt Scaglione zufrieden. 

Radio 105 bekam sogar zwei UKW-Frequenzen zugesprochen. Radio Energy von Ringier ging bei der Frequenzvergabe dagegen leer aus. «Aus diesem Grund führte Ringier mit uns Gespräche über einen Verkauf der zweiten Konzession. Ich hatte diesbezüglich grösste Bedenken, da mir klar war, dass uns Energy - mit dem Ringier-Konzern im Rücken - an die Wand drücken könnte.» 

Ringier hätte jedoch versprochen, dass man den Markt «partnerschaftlich» bearbeiten wolle. Laut Giuseppe Scaglione sei sogar von einem «gemeinsamen Radiohaus» die Rede gewesen. «Ringier bot uns auch an, unsere Werbung zu verkaufen und uns eine jährliche Garantiesumme zu bezahlen.» 

«Das alles war für uns eine sehr gute Perspektive, die wir vertraglich wasserdicht absicherten», erzählt Scaglione weiter. Nach dem ersten Jahr der Zusammenarbeit habe sich dann aber gezeigt, «dass Ringier beziehungsweise Energy sich nicht an den Vermarktungsvertrag hielt. Die Garantiesumme wurde zwar bezahlt, aber die partnerschaftliche Zusammenarbeit und die Vermarktung blieb völlig aus», so Scaglione.

Radio 105 sei zusehends in finanzielle Schwierigkeiten geraten. «Daraufhin übernahm der Berner Ex-Werber Daniel Hartmann im Sommer 2013 als Investor die Betreibergesellschaft von Radio 105 und wollte das Unternehmen massiv ausbauen», sagt der 105-Gründer. «Sechs Monate später verliess ihn der Mut und er wollte nichts mehr von seinen vertraglichen Pflichten wissen.»

Im Januar 2014 folgte dann der tote Punkt in der Geschichte des Senders: Die Betreibergesellschaft von Radio 105 musste den Konkurs anmelden. Zwischen Roger Schawinski und Ringier entfachte sich ein Bieterstreit um die Erbmasse, der mit harten Bandagen geführt wurde. 

«Meine Frau und ich durchlebten danach die schlimmste Zeit unseres Lebens», erinnert sich Scaglione vier Jahre später. «Nach dem Konkurs präsentierte sich Roger Schawinski als Retter von Radio 105 in den Medien. Allerdings hatte er übersehen, dass er nur die UKW-Konzession aus der Konkursmasse gekauft hatte, nicht jedoch die Markenrechte an ´105`», sagt Scaglione im Rückblick. «Da er sich mit den Markeninhabern nicht einigen konnte und sie ihm untersagt hatten, den Sender weiterhin ´Radio 105` zu nennen, kam er auf die spitzbübische Idee, den Sender einfach in ´Planet 105` umzutaufen.» 

In dieser Zeit sei ihm und seiner Frau Paola Libera, die Radio 105 von Beginn an mit aufgebaut hatte, die «Originalmarke» 105 wieder angeboten worden. «Wir mussten nicht lange überlegen.» Und im Mai 2015 folgte der Neustart: Das einstige Kabel- und UKW-Radio erfand sich als Web-Radio neu. Erst ging die Musik-App my105 mit kuratierten Musik-Channels online, gut drei Monate später war my105 auch über DAB+ zu empfangen.

Auf die Zukunft seines Radio-Kindes angesprochen, meinte Scaglione schliesslich: «Es gibt Pläne, über die ich aber im Moment nicht sprechen kann. Nur so viel: Ich glaube an 10-Jahres-Abschnitte in meinem Leben: Mit 18 begann die Volljährigkeit. Mit 28 hatte ich mein eigenes Radio gegründet. Mit 38 stand ich plötzlich mit zwei UKW-Konzessionen im grössten Wirtschaftsraum der Schweiz da.» 

Und jetzt, nochmal ein Jahrzehnt später? «Nun bin ich 48 Jahre alt, wir schreiben das Jahr 2018 und ich bin motivierter denn je. Die Zeit ist somit wieder reif.»