Die neue Chefredaktion der «Berner Zeitung» BZ setzt sich aus zwei Köpfen zusammen: Michael Hug und Markus Eisenhut. Während Eisenhut sein Amt auf den 1. Mai aufnimmt, sitzt der von der Espace Media Group (EMG) als «ausgesprochener Teamplayer» vorgestellte Hug bereits seit Anfang Jahr auf dem CR-Posten. In einer «100-Tage-Bilanz» war Michael Hug Gast im Journitalk, dem monatlich von Impressum Bern, der BRRG und dem Werbeclub Bern organisierten Mittagsgespräch mit einer bekannten Persönlichkeit aus der Medien-, Polit- oder Werbewelt.
Gastgeber Roland Jeanneret wollte eingangs vom gebürtigen Solothurner wissen, ob er hinter dem neuen Regionalkonzept der «Berner Zeitung» BZ stehen könne. «Voll und ganz», beteuerte Michael Hug, schliesslich habe er ja in den ersten drei Monaten seines BZ-Tuns massgeblich an dieser neuen Architektur der Zeitung gearbeitet. Diese basiert auf einer neuen Grundstruktur, bei der das Regionale mehr Gewicht erhält. Nicht ohne Grund, denn «die `Berner Zeitung` ist keine nationale, sondern klar eine regionale Zeitung», sagte er. Es sei denn auch eine Illusion, sich auf der gleichen Stufe wie die NZZ oder der «Tages-Anzeiger» messen zu wollen. Zudem gelte es Abschied zu nehmen von der althergebrachten Meinung, Radio und TV brächten die News, und die Zeitung greife diese dann vertiefend auf. Für das Welt- und Inlandgeschehen benötige der Leser je länger je weniger die klassische Regionalzeitung, deshalb müsse der so genannte Mantelteil «magaziniger» werden. Bei den Leserinnen und Lesern scheint das neue Konzept gut anzukommen; bislang seien über Mail und Post erst 30 kritische Reaktionen eingegangen.
Keine Gefahr sieht Hug in der Doppelbelegung der Chefredaktion. Im Gegenteil, er und Markus Eisenhut seien zwar vorerst auch skeptisch gewesen, hätten dann aber in langen Gesprächen die Aufgabenbereiche aufgeteilt. Dadurch erhoffen sie sich, vermehrt wieder im Tagesgeschäft mitmischen zu können, denn die Arbeit eines Chefredaktors werde mehr und mehr von Managementaufgaben geprägt.
Dem «Berner Modell» mit «Der Bund» und «Berner Zeitung» BZ steht Michael Hug grundsätzlich positiv gegenüber («Konkurrenz ist immer gut»), wenngleich er finde, dass es sich da um ein «Berner Luxusproblem» handle. Mehr Mühe bekundet er mit der tendenziell negativ gefärbten Haltung, die der EMG entgegenweht, was immer sie auch tut. Die Zukunft der Zeitung sieht Hug nicht gefährdet; er ist überzeugt, dass es diese auch in zehn Jahren noch geben wird. Eine Frage sei allerdings, welchen Platz ihr im gesamten Medienorchester zustehen wird. Der Journalist mutiere mehr und mehr zum Erzähler, der definiert, über welchen Kanal seine Geschichte an den Adressaten gelangt. Die Medienmacher, die heute noch ihre Gärtchen hegen und pflegen («Journalisten sind nicht viel anders als die Bauern und wehren sich gegen alles sich Verändernde») würden sich stärker vernetzen und gezielt Synergien nutzen. Ein Lokaljournalist könne ja problemlos auch noch eine Foto des Gemeindepräsidenten schiessen und diesen zwei, drei Sätze auf ein Aufnahmegerät sagen lassen. Am Schluss des Talks wurde es dann noch politisch: Michael Hug spricht sich klar gegen Mindestlöhne im Journalismus aus - das sei ein Beamtenrelikt; ein gerechter Lohn werde durch Leistung gerechtfertigt und sei kein «Altersverdienst».
Montag
10.04.2006